Das philosophische Hauptwerk von Hannah Arendt Vita activa oder Vom tätigen Leben ist anlässlich der Studienausgabe von Arendts Schriften 2020 neu aufgelegt worden. Es erschien erstmals 1958 und reiht sich in jene zivilisationskritischen Werke der Nachkriegszeit ein, die allesamt unter den Eindrücken des Zweiten Weltkrieges, des Faschismus und des Kalten Krieges stehen und den vormalig aufklärerischen Impetus nicht mehr so recht teilen können. Zu diesen Texten gehören unter anderem Ernst Jüngers Der Waldgang von 1951, Die Antiquiertheit des Menschen von Günther Anders (Arendts Ex-Ehemann), Ayn Rands Atlas Shrugged von 1957 oder auch Emile Ciorans, von Paul Celan 1953 übersetzte, Die Lehre vom Zerfall. Gemeinsam ist all diesen Texten ein explizit ausgesprochener Katastrophenhorizont. Arendt fasst das Problem verdichtend zusammen:
„Hannah Arendt: „Vita activa““ weiterlesenEs ist durchaus denkbar, dass die Neuzeit, die mit einer so unerhörten und unerhört vielversprechenden Aktivierung aller menschlichen Vermögen und Tätigkeiten begonnen hat, schließlich in der tödlichsten, sterilsten Passivität enden wird, die die Geschichte je gekannt hat.
Hannah Arendt aus: „Vita activa“