Gedichte zu definieren als Texte, die viel Rand und weißen Platz auf einer Seite lassen, wie es die Strukturalisten einst versuchten, scheitert im Zeitalter des digitalen Lesens ohnehin. Die Darstellung von Gedichten hängt neuerdings vom Medium ab, bleibt nicht forminvariant in seiner Setzung und materialisiert häufig genug kein festgelegtes Buchstaben- und Wortbild mehr. Wolfgang Schiffers Gedichtband Dass die Erde einen Buckel werfe wirkt diesem durch eine immanente Fluidität entgegen. Er besteht aus Prosatexten (ohne gewollten Zeilenumbruch), Tabellen (Speisekarten) und rhythmisierten Gedichten mit angedeuteten (Schrägstrich) Atempausen und syntaktisch vollzogenem (tatsächlichen) Zeilenumbruch:
„Wolfgang Schiffer: “Dass die Erde einen Buckel werfe”“ weiterlesenach / gäbe es doch das Wort / das eine neue Weltenordnung schüfe /
Wolfgang Schiffer aus: „Dass die Erde einen Buckel werfe“
ein Wort nur / das / gesprochen wie ein Zauberwort / uns leben ließe