Caroline Wahl: „22 Bahnen“

22 Bahnen
Von Träumen, Wünschen und anderen Teenager-Phobien … Spiegel Belletristik-Bestseller (05/2023)

Für Jugendliche strahlen Schwimmbäder und Kinos einen eigenen Zauber aus. Im Schwimmbad das Offene, das Freie. Im Kino, das Dunkle, Mysteriöse und Heimliche. Steht in Benedict Wells Hard Land das Kino im Vordergrund, so in Annika Büsings Nordstadt das Schwimmbad. Caroline Wahl lässt in ihrem Debütroman 22 Bahnen einen Großteil ebenfalls im Schwimmbad spielen und teilt mit Büsings Roman ein ähnliches Cover und mit Wells die Vorliebe für Kinofilme. Alle drei fungieren als Coming-of-Age-Romane, deren Vorläufer und Hauptproponent J.D. Salingers Der Fänger im Roggen ist, und jeweils eigene Akzente setzen, die Schwierigkeit Jugendlicher zu beschreiben, einen Platz in der Welt zu finden:

»Geil«, sagt Marlene und bleibt stehen, als wir wie früher mit einer Weinflasche übers Feld zum Grundstück laufen und der orange, dunkelrot, rosa, hellblaue Himmel alles gibt, um uns zu beeindrucken. Marlene legt sich auf die Wiese am Feldwegrand, ich lasse mich neben sie fallen, sie nimmt meine Hand, drückt sie, ich erwidere den Druck, und wir schauen uns das Farbenspiel an.

Caroline Wahl aus: “22 Bahnen”
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Ariane Koch: “Die Aufdrängung”

Coming-of-Age Roman der besonderen Art … “aspekte”-Literaturpreis 2021

Coming-of-Age Romane erfreuen sich stets großer Beliebtheit. Das Erwachsenwerden bildet ein noch immer universell verbindendes Thema in einer zunehmend hochspezialisierten Welt. Trotz oder gerade wegen der hohen Komplexität und Verschiedenheit der Lebensumstände eignet sich der Übergang von der Jugend in die Mündigkeit, von der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit stets aufs Neue, um das Weltganze in seiner unmittelbaren Gesamtheit zu beleuchten und auf seinen Sinn hin zu befragen. „Die Aufdrängung“ von Ariane Koch reiht sich in diesem Sinne nahtlos in die Reihe der anderen Coming-of-Age Romane des Jahres, besitzt aber eine äußerst eigentümliche, beinahe bizarre Note und steht völlig für sich.

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Benedict Wells: “Hard Land”

Auf der Suche nach dem eigenen Selbst. (Spiegel Belletristik-Bestseller 11/2021)

Im Roman „Hard Land“ von Benedict Wells durchlebt ein Jugendlicher die Höhen und Tiefen des jungen Erwachsenenlebens. Auf dem Programm stehen der erste Kuss, Sex, Probleme mit den Eltern und tragische Verluste, nicht nur der Kindheit, auch der Unschuld, Mutproben und Spiele, Sehnsüchte und das Rätsel um den Gedichtband eines Kleinstadthelden, die 49 Geheimnisse, die auf die 49 Kapitel des Buches verweisen und klar das Buch im Buch nacherzählen, einem Möbiusband gleich. Wie dieses mathematisch unorientierbar sich entfaltet und kein Ende findet so auch die Erzählung, die den Sinn in einer Rahmenwirkung zu bannen versucht, ohne ihn jedoch preisgeben zu können. Sinn nämlich gibt es nicht mehr. Sinn ist die ungestillte Sehnsucht, der geheime und fehlende Protagonist des Romans.

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