
Alan Sokal verfasste 1996 einen Artikel namens „Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation“. Mittels kongenialer Begriffsbildung vermittelte sich der Eindruck von einer Tiefenschärfe, die selbst die Brücke zwischen Geistes- und mathematisch exakten Naturwissenschaften zu schlagen vermochte. Dass es sich bei dem Textkonglomerat um eine Art Free Jazz handelte und vom Autor alles andere als ernstgemeint war, stellte sich erst im Nachhinein heraus. Ausreichend viele Kommentatoren und Trittbrettfahrer nutzten bereits die Steilvorlage und improvisierten mit und zwar unabhängig vom intendierten Sinn des Artikels. Der süffisante Nachtrag, dass es sich nur um einen Hoax handelte, entzog jedweder Diskussion zwar den Boden wissenschaftlicher Seriosität, warf aber auch ein zynisches Licht auf den Autor selbst, der schließlich einen Kommunikationsvorschlag angeboten hat und deshalb nicht einfach, nach Durchführung, Wortmeldung und Publikation, diesen zurücknehmen kann. Dies auch der Grund, warum wissenschaftliche Artikel nicht zurückgezogen werden können, selbst wenn sie sich als falsch, unhaltbar, oder gar Plagiat herausstellen.
„Dirk Rossmann: “Der neunte Arm des Oktopus”“ weiterlesen