
Der andere Name vom Literaturnobelpreisträger 2023 Jon Fosse thematisiert eindringlich die Themen Verlust, Tod, Glaube und Hoffnung. Die monolithische Textgestalt erinnert an Hermann Brochs Der Tod des Vergil und Thomas Bernhards Auslöschung. Ein Zerfall, jedoch mit der Leichtigkeit eines Samuel Becketts aus Der Namenlose versehen. Wo Bernhard und Broch gegen die Verzweiflung anschreiben, sich in seitenlangen Sätzen gegen das Nichts erwehren, gibt sich Fosse in an Meister Eckhards Mystizismus angelehnter Schicksalsgläubigkeit dem Verschwinden anheim und hofft auf ein Leuchten im Dunkeln:
„Jon Fosse: „ Der andere Name““ weiterlesen[…] alles ist aufgeräumt, alles ist an seinem Platz und er liegt nur da und zittert und denkt gar nichts, er zittert nur, und dann denkt er wieder, dass er aufstehen und losgehen soll, und dann wird er die Tür hinter sich absperren und dann rausgehen und er wird zum Meer hinuntergehen und ins Wasser gehen, immer weiter ins Wasser gehen, bis die Wellen über ihm zusammenschlagen und er im Wasser verschwindet, wieder und wieder denkt er das, sonst gibt es nichts, sonst ist da die Dunkelheit des Nichts, die ihn dann und wann, in plötzlichem Aufblitzen, wie ein Leuchten durchfährt, und ja, ja dann wird er von einer Art Glück erfüllt und er denkt, irgendwo gibt es wohl ein leeres Nichts, ein leeres Licht […]
Jon Fosse aus: „Der andere Name“