Wegen Wintersmüdigkeit, Angeschlagenheit und einer allgemeinen Denkträgheit gibt es nicht viel zu berichten. Hauptsächlich beschäftigte ich mich in den letzten zwei Wochen mit Elfriede Jelineks Angabe der Person. Im Laufe der Lektüre kristallisierte sich heraus, dass vieles in Jelineks neuestem Roman auf Franz Kafkas Der Prozess verwies. Zu meinem Schrecken stellte ich aber fest, dass die Kafka-Lektüre nun schon Jahrzehnte zurückliegt und ich mich kaum noch an Details erinnerte. Nur schemenhaft geisterten die Szenen in meinem Gedächtnis herum. Erschwerend kam hinzu, dass in meinem Exemplar von Der Prozess gar keine Anstreichungen und Anmerkungen zu finden gewesen sind. Mir blieb also aus Konsistenzgründen gar nichts anderes übrig, als den Roman erneut zu lesen, um meinen Eindruck, dass dieser eng mit Jelineks neustem Roman verknüpft ist, auch am Text begründen zu können. Also las ich Der Prozess [Max Brod-Ausgabe] erneut, was, je genauer ich las, zu immer mehr Verwirrung Anlass gab, die nur kurz von narrativen Stellen wie dieser unterbrochen wurde:
„Kalenderwoche 46-47. Lesebericht.“ weiterlesenAn einem Wintervormittag – draußen fiel Schnee im trüben Licht – saß K., trotz der frühen Stunde schon äußerst müde, in seinem Büro. Um sich wenigstens vor den unteren Beamten zu schützen, hatte er dem Diener den Auftrag gegeben, niemanden von ihnen einzulassen, da er mit einer größeren Arbeit beschäftigt sei. Aber statt zu arbeiten, drehte er sich in seinem Sessel, verschob langsam einige Gegenstände auf dem Tisch, ließ dann aber, ohne es zu wissen, den ganzen Arm ausgestreckt auf der Tischplatte liegen und blieb mit gesenktem Kopf unbeweglich sitzen.
Franz Kafka aus: “Der Prozess”