
Die Menschheitsgeschichte wartet mit vielen Abgründen auf. Die Sklaverei gehört dazu. Ihren Horror zu beschreiben, die Erinnerungen an die Verbrechen aufrechtzuerhalten, fordert das geschichtsträchtige Schreiben heraus. Unter die zahmen und umstrittenen Varianten gehören Harriet Beecher Stowes Onkel Toms Hütte (1852) oder Alex Haleys Wurzeln (1976). Toni Morrison, afroamerikanische Literaturnobelpreisträgerin von 1993, schlägt eine härtere Gangart der Geschichtsvergegenwärtigung ein. Wie bei William Faulkner in Schall und Wahn steht in ihrem Roman Menschenkind aus dem Jahr 1987 eine schwarze Köchin im Zentrum des Geschehens. Ihr Name ist Sethe:
Ein Weißer kommt, um Denver zur Arbeit abzuholen, und Sethe geht auf ihn los. Der Babygeist kehrt als böser Geist zurück und macht, dass Sethe auf den Mann losgeht, der sie vor dem Erhängen gerettet hat. In einem sind sich alle einig: zuerst haben sie das Etwas gesehen und dann nicht mehr. Als sie Sethe zu Boden geworfen und ihr die Eishacke aus der Hand genommen hatten und zurück zum Haus schauten, war es fort.
Toni Morrison aus: “Menschenkind”
[Triggerwarnung: Die US-amerikanische Schriftstellerin Toni Morrison verwendet in ihren Zitaten teilweise die Sprache der Sklavenhalter und benutzt das N-Wort. Ich zitiere Toni Morrison unverändert.]
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