
Drifter von Ulrike Sterblich überlässt sich narrativ und nicht formal dem surrealistischen Konstruktiv-Verwirrung-Stiften. Statt mit Wort- und Satzdestruktionen aufzuwarten, kompositorisch beinahe unlesbare Texte wie Carl Einstein in Bebuquin oder Die Dilettanten des Wunders zu fabrizieren, synästhetische Lyrismen und unzuverlässige Erzähler wie André Breton einzuführen, die weder im Ort noch im Raum zu lokalisieren sind, verbleibt Ulrike Sterblich gänzlich im erzählerischen Medium. Sie erzählt, um das Publikum zum Staunen zu bringen, und wiederbelebt Michail Bulgakows Der Meister und Margarita für das 21. Jahrhundert:
„Ulrike Sterblich: „Drifter““ weiterlesenUnd dann, in der S-Bahn, sah ich sie also. Schwer zu sagen, was mir zuerst auffiel: der absurd riesige Zottelhund mit dem glitzernden Halsband, der zu ihren Füßen saß, ihr langes goldenes Kleid oder das Buch, in dem sie eher nachlässig herumblätterte, als darin zu lesen. Entscheidend war das Gesamtensemble, mit Kleid und Hund als Hingucker, ohne die ich auf das Buch vielleicht gar nicht geachtet hätte.
Ulrike Sterblich aus: „Drifter“