Tijan Sila: „Radio Sarajevo“

Radio Sarajevo
Radio Sarajevo von Tijan Silas … Entraumatisierungsversuch

Literatur gegen das Vergessen, Sprache als Enttraumatisierungsversuch, Erzählen als Vergangenheitsaufarbeitung steht im Zentrum von vielen Gegenwartsromanen, die Einzelschicksale im autofiktionalen Rahmen behandeln, durchdringen und narrativ erforschen. In diese Reihe gehört Tijan Silas Radio Saravejo, in welchem über den Bosnienkrieg in den 1990ern berichtet wird, auf eine Weise, die an Necati Öziris Vatermal erinnert, szenisch-kompositorisch verwandt mit Ivo Andrić‘ Die Brücke über die Drina und sich auf seine Weise an den hintergründigen Humor Tatjana Gromačas in Die göttlichen Kindchen versucht. Der Ich-Erzähler aus Radio Sarajevo lässt sich nicht ins Bockshorn jagen:

In den ersten Wochen hatte mir jede Detonation das Herz aussetzen lassen, inzwischen musste etwas Außerordentliches passieren, damit ich einen Schreck bekam. Einmal saß ich etwa abends in unserer Küche am Esstisch und las Comics, als eine Gewehrkugel die Balkontür zerschmetterte und funkensprühend in dem Schnellkochtopf auf der Küchenzeile stecken blieb – da war ich unter den Tisch gekrochen! Doch sonst? Sonst hörte ich die Explosionen gar nicht mehr.

Tijan Sila aus: „Radio Sarajevo“

Inhalt/Plot:

Grob gesprochen behandelt Radio Saravejo die Kindheitserinnerungen des Ich-Erzählers, der als Teenager die Schrecken des Bosnienkrieges (1992-95) erlebt und kurz vor dessen Ende mit seinen Eltern in die Bundesrepublik Deutschland flieht. Der Ich-Erzähler berichtet aus der Gegenwart eines sicheren Leben als Berufschullehrer heraus. Vielfältige Themen werden angesprochen: Wie die Bevölkerung und insbesondere die Familie des Ich-Erzählers den Kriegsbeginn erleben, wie sich die bosnische Armee zusammensetzt, welche Problematiken sich bei der Rekrutierung von Soldaten ergeben, wie Verbrechen, Anarchie in Sarajevo überhandnehmen, Holzöfen Mangelwaren werden, wie der Ich-Erzähler Batterien für sein Radiogerät erhandelt und wie er bei all den Explosionen, im Kugelhagel, Bedrohungen und Raketenbeschüssen die Hoffnung nicht verliert:

Sarajevo kam mir vor wie ein schwarzer Wald, der Tod als ein Jäger, und ich fühlte zum ersten Mal das, was ich erst Jahre später, in Deutschland, in Worte zu fassen schaffte: Ich fühlte, dass zu leben vor allem bedeutete, Grauen auszuhalten.

Auch die Familie des Ich-Erzählers stellt sich als widersprüchlich und gewalttätig heraus. Der Akademiker-Vater verprügelt seine Kinder. Die Mutter interessiert sich mehr für ihre universitäre Karriere, und von Liebe zwischen den Eltern spürt der Ich-Erzähler auch in der Retrospektive nicht viel. Sie leben in beengten Verhältnissen, treten sich gegenseitig auf die Füße und scheinen sich mehr zu nerven, als zu unterstützen. In dem seltsamen Viereck, bestehend aus Mutter-Vater-Sohn-Sohn, spricht sich der älteste Sohn die Rolle der Vernunft zu:

Gespräche wie [über den Verkauf des zerschossenen Renaults], bei denen ich meine Eltern ohne Erfolg zur Vernunft zu bringen versuchte, würden sich im Laufe der Jahre häufen. Keins ihrer vergeblichen Unterfangen war nämlich verhängnisvoller als das Wagnis, in Deutschland zu leben. Rückblickend kommt es mir vor, als habe das Vierteljahrhundert nach unserer Flucht vor allem daraus bestanden, dass ich meine Eltern anflehte, sich wie normale Menschen zu verhalten. Ich hatte nie Erfolg.

Die Ereignisse überrollen die Individuen und überfordern sie. Leben in Sarajevo wird zunehmend unmöglich für die Eltern, aber Perspektiven in Deutschland können sie sich nicht erarbeiten. Der Ich-Erzähler beschreibt, wie die Familie vom Regen in die Traufe kommt. In der Bundesrepublik herrscht zwar Frieden, aber alle Brücken in die Vergangenheit, der ganze familiäre Zusammenhalt geht verloren und hinterlässt Leere und Angst und Frustration:

Soweit ich weiß, sprachen mein Vater und [Muhamed] danach nur noch zwei Mal miteinander. Die Scham darüber, in Deutschland gescheitert und in Armut verfallen zu sein, ließ meine Eltern nach und nach alle Kontakte nach Bosnien abbrechen – und machte irgendwann auch eine Rückkehr unvorstellbar. Dabei wäre die Rückkehr, zumindest für meinen Vater, eine noch größere Rettung gewesen als die Flucht.

Die genauen Umstände bleiben aber ungenannt. Das rhapsodische Zusammenfassen erlaubt es Tijan Sila in Radio Sarejevo nicht, die individuellen, einzelschicksalhaften Ereignisse nachzuverfolgen. Es bleibt nur bei einer Blitzlichtbeschau. Die psychologische, emotionale, empathische Distanznahme erscheint als erzählerisches Prinzip durch schnelle Schnitte, kurze Szenen und angedeutete, selbst kommentierte Vorkommnisse. Der Ton bleibt heiter, hart, eher assoziativ und impressionistisch:

»Ist doch traurig genug, Kind im Krieg zu sein.«
»Eher langweilig als traurig«, sagte ich. »Langsam wünsche ich mir, die Schule würde wieder anfangen.«
»Sei still und mach dein Radio an, du kleiner Klugscheißer«, sagte Muhamed, und das tat ich dann. Das erste Lied, das ich hörte, war Living after Midnight von Judas Priest.

Der einzige wirklich rote Faden in Radio Sarajevo stellt die Freundschaft des Ich-Erzählers zu Sead und Rafik dar, die über Rauferei, Beschimpfungen kurz zur Solidarität und Gemeinschaftlichkeit findet, nur um dann wieder in Disparatheit überzugehen. Wie das Leben aller Figuren handelt Tijan Silas auch das von Sead und Rafik mit wenigen Worten ab: Kindheit, Jugend, Sex und Drogen, dann Gefängnis oder enthaltsame Desillusion. Als Paradebeispiel dient die Zusammenfassung des einstigen Widerstandshelden Juka:

Einzig der verkrüppelte Gangster-Fürst Juka Prazina entging dieser Säuberungsaktion [im Oktober 1993]. Er hatte die Stadt schon vor einer Weile verlassen, war zum Christentum konvertiert und kämpfte an der Seite unserer Feinde – eine Zeit lang zumindest, dann desertierte er zum zweiten Mal und tauchte in Belgien unter. Dies geschah etwa zu dem Zeitpunkt, als die Armee seine ehemaligen Kollegen zusammentrieb. Im Dezember 1993 fand man Jukas Leiche in einem Abwasserkanal bei Aachen.

Der Zusammenhang mit dem Leben des Ich-Erzählers ergibt sich nicht. Lose Fakten fließen in den Erzählfluss wie Nachrichten während einer Musiksendung im Radio. Auch fällt auf, dass „unsere Feinde“ nicht näher spezifiziert wird, noch einer Erklärung zu bedürfen und bis in die Gegenwart hineinzureichen scheint. Von einer Vergangenheitsaufarbeitung kann bei Radio Sarajevo also nicht gesprochen werden. Der Konflikt existiert nach wie vor und verlängert sich in den literarischen Raum hinein.

Stil/Sprache/Form:

Radio Sarajevo erheischt einen souveränen, lakonischen, teilweise arg ironisierenden Ton, der Bitterkeit ausstrahlt. Die Wunde des Krieges liegt noch offen. Zu viele Bilder, Erinnerungsversatzstücke lasten auf dem Ich-Erzähler, als dass er sie zu kompilieren, miteinander in Verbindung zu bringen vermag. Sie stauben alle zugleich auf, prasseln auf ihn ein. Der Ich-Erzähler springt deshalb in Zeit und Raum, in Retrospektive und nacherzählender Repetition, schüttelt sich von den eigenen Schmerzen zu denen der anderen, hofft, aber hat keine Hoffnung mehr:

Während ich in Bosnien noch ein stilles, umsichtiges Kind gewesen war, verwandelte ich mich in Deutschland in einen Streithals. Es begann kurz nach unserer Ankunft und setzte sich bis in mein Berufsleben fort: Sowohl als Schüler wie auch später als Lehrer (ich unterrichte seit fünfzehn Jahren an Berufsschulen) wurde ich immer wieder zur Schulleitung vorgeladen und mit Disziplinarverfahren bedroht, weil ich mich irgendwem gegenüber im Ton vergriffen hatte. Wer weiß schon, woran das liegt? Vermutlich am Krieg, wie irgendwie fast alles in meinem Leben.

Silas Radio Sarajevo erweist sich in dieser Hinsicht als ein Gegenentwurf zu Dinçer Güçyeters Unser Deutschlandmärchen oder Emine Sevgi Özdamars Ein von Schatten begrenzter Raum, die Wege und Weisen beschreiben, wie das Fremde und Ungewohnte neue Möglichkeitsräume erschließen. Für den Ich-Erzähler ist die Flucht in die Bundesrepublik Deutschland ein zum Scheitern verurteiltes Unternehmen gewesen, dessen Wirkungen bis in die Gegenwart hineinreichen. Konsequenterweise bezeichnet sich Silas Text auch nicht als Roman. Es scheint nämlich als ein Selbstverständigungsversuch des Ich-Erzählers, die eigenen Aggressionen adäquat zu attribuieren, insbesondere die falsche Entscheidung seiner Eltern zur Flucht:

Unsere Flucht ergab keinen Sinn […] Nach Deutschland flieht man doch nur, wenn man vorhat, sich dort niederzulassen. Wenn man nichts mehr zu verlieren hat. Wir hatten aber trotz des Kriegs eine Menge zu verlieren. In Sarajevo besaßen meine Eltern eine eigene Wohnung, in der Freunde und Kollegen sie fast täglich besuchten. In Deutschland verendeten sie einsam, arm und krank in einer Mietswohnung.

Die Bitterkeit über die hiesigen Verhältnisse schlägt auch durch, wenn viele Obszönitäten, Schimpfwörter, wenn Kinderreime und Sprichwörter verwendet werden, die nur im bosnischen Sprachraum Sinn ergäben:

»Pisse, Muschi, Kopfnuss – stinkt alles, stinkt alles, stinkt!«
Auf Bosnisch reimt sich das.

Oder:

Wenn Eltern zu ihrem Kind liebkosend »Jebo te miš-biribiš« sagen, so bedeutet das ungefähr: »Möge die Schmusemaus dich bumsen.« Doch die Übersetzung klingt schief und fremd, während der Satz im Bosnischen liebevoll und lustig ist.

Hier allerdings stellt sich die Frage, ob die schriftstellerische Herausforderung nicht gerade im Übersetzen des liebevollen und lustigen Klanges bestünde, statt sich mit dem Scheitern des wortwörtlichen Übertragens zufriedenzugeben.

Kommunikativ-literarisches Resümee:

Zusammenhänge insgesamt erscheinen in Radio Saravejo nicht wichtig. Es stellt sich konsequent in die Tradition eines Ivo Andrić, der in seinem Nobelpreisroman Die Brücke über die Drina die Geschichte einer türkischen Brücke im Grenzgebiet zwischen Bosnien und Serbien als szenisches Spektakel inszeniert, also stets nur kleine Episoden und stets wechselndes Personal, ohne innere Konsistenz und erzählerische Nachvollziehbarkeit präsentiert:  

[Die Vagabunten] sind ein ewiges und uneingestandenes Bedürfnis der Städter, deren Geistesleben eingeengt und verzerrt ist. Solche Männer und Frauen, Sänger, Spaßmacher, Sonderlinge und Possenreißer gibt es immer in der Stadt. Verschwindet einer von ihnen und stirbt, dann löst ihn ein anderer ab, denn neben den Bekannten und Berühmten entwickeln sich und wachsen neue heran, die neuen Generationen die Zeit verkürzen und das Leben froh machen.

Ivo Andrić aus: „Die Brücke über die Drina“

Diese sehr harsche, unindividuelle Betrachtungsweise der Geschichte stellt sich auch in Tijan Silas Text ein, der auf weniger als zweihundert Seiten viele Figuren einführt, aber nur winzige Aspekte ihres Lebens beleuchtet. Das karnevaleske Erzählen verweilt nie bei einer Figur, nie bei einem Handlungsstrang. Es springt, scheucht Erinnerungen auf, und beschwört kurz den Schmerz, der in ihnen verborgen liegt, auf, nur um sich dann selbstverstärkend neuen zu widmen, bspw. über den Räuber- und Bandenanführer Jusuf »Juka« Prazina, über den Maschinenschlosser und Schlittschuhdieb Ermin Hazifbegović, den schnurrbärtige Rentner und ‚Blumenbumser‘ Gojko, den staatstreuen Polizist und Lehrer Herr Karahasan, oder gar den jüngeren Bruders des Ich-Erzählers. Der Ich-Erzähler gibt lieber auf, bevor er es versucht und flieht sich in Allgemeinheiten:

Wie soll man solch einen Krieg erklären?
Meistens sage ich bloß: Am Ende kämpfte jeder gegen jeden.

Wie das „Jeder gegen jeden“ mit „unseren Feinden“ in Zusammenhang zu bringen ist, bleibt fraglich. Radio Sarajevo strebt keine Konsistenz an. Tijan Silas Buch stellt vielmehr eine Abrechnung mit Freunden und Feinden dar, und ähnelt in Klang, in Diktion und Kompositionsstil sehr Necati Öziris Vatermal, das auch von der Fremdheit in der Fremde berichtet und sich durch verbale Kraftausdrücke zu behaupten sucht, wo Radio Sarajevo einfach nur abwinkt:

Fragt man mich nach meinem ersten Eindruck von Deutschland, fällt mir nie eine Antwort ein.  

Das könnte der Beginn oder das retardierende Mittelstück einer glänzenden Satire werden, wie bei Karl Kraus in Die Dritte Walpurgisnacht, in der der Herausgeber der Zeitschrift die Fackel, Kraus selbst, lediglich notiert:

Mir fällt zu Hitler nichts ein. Ich bin mir bewußt, daß ich mit diesem Resultat längeren Nachdenkens und vielfacher Versuche, das Ereignis und die bewegende Kraft zu erfassen, beträchtlich hinter den Erwartungen zurückbleibe. Denn sie waren vielleicht höher gespannt als jemals gegenüber dem Zeitpolemiker, von dem ein populäres Mißverständnis die Leistung verlangt, die als Stellungnahme bezeichnet wird, und der ja, sooft ein Übel nur einigermaßen seiner Anregbarkeit entgegenkam, auch das getan hat, was man die Stirn bieten nennt. Aber es gibt Übel, vor denen sie nicht bloß aufhört eine Metapher zu sein, sondern das Gehirn hinter ihr, das doch an solchen Handlungen seinen Anteil hat, sich keines Gedankens mehr fähig dächte.

Karl Kraus aus: „Die Dritte Walpurgisnacht“

Anflüge von Witz, Distanz, Ironie beweist der Ich-Erzähler Silas zu Genüge. Je länger der Text währt, desto mehr stellt sich der Wunsch nach vollentwickelter Verve, Ausgelassenheit, nach Rohrspatz- und Thomas Bernhard‘sche Verzweiflungseskapaden ein. Sie bleiben aber aus. Radio Sarajevo bleibt sehr kühl, sehr distanziert, sehr weit von allem entfernt, vor allem von den selbst dargestellten Erinnerungen. In selbstkommentierender Selbstentfremdung stellt der Ich-Erzähler fest:

Dass der Mensch sich an jede Qual gewöhnt, stimmt nämlich. Es stimmt jedoch auch, dass es eine Qual ist, sich wieder zu entwöhnen. Also verbrachte ich Jahre damit, meine Gefühle niederzukämpfen und mir dabei einzureden, dass ich auf diese Weise meine Willenskraft unter Beweis stelle.

Radio Sarajevo gibt Zeugnis vom weiteren Aufschub der Entwöhnung. Noch hat sich die Verzweiflung, so scheint es, nicht die Bahn gebrochen. Überließe sich der Ich-Erzähler der vollumfänglichen Verzweiflung, wäre das von ihm angestrebte Werk gegen das Vergessen der Kriegsgräuel nicht mehr fern. Mit Souveränität jedenfalls hat das nichts mehr zu tun. Tatjana Gromača geht mit ihrem Buch Die göttlichen Kindchen mit guten-hoffnungsvollen literarischen Beispiel voran:

Alles war dermaßen schlicht in groben Gegensätzen geordnet, dass es für Feinheiten und für denjenigen, der subtil dachte und die Wirklichkeit und sich selbst auf vielfältige Weise betrachtete, einfach keinen Platz gab, und nicht nur keinen Platz, sondern auch keinen Bedarf, und daher durfte jeder, der die Dinge auf komplexe Weise betrachtete, seine Sachen packen und das Weite suchen oder konnte einfach mit den anderen unter den staubigen Teppich gekehrten Käfern verwelken.

Tatjana Gromača aus: „Die göttlichen Kindchen“

tl;dr … eine Kurzversion der Lesebesprechung gibt es hier.

Aus gegebenem Anlass poste ich direkt heute im Anschluss Ivo Andrić‘ Literatur-Nobelpreisbuch Die Brücke über die Drina, deren Kurzrezension hier zu finden ist.

7 Antworten auf „Tijan Sila: „Radio Sarajevo““

  1. Alexanders Bemerkung „Literatur gegen das Vergessen, Sprache als Enttraumatisierungsversuch“ erinnert mich nun unmittelbar an Enards „Zone“, wo aber m.E. mehr „innere Konsistenz“ als bei Sila zu finden ist. Aber das nebenbei. Danke für die ausführliche Besprechung! Bosnier in Deutschland – ein weites Feld!
    Ein anderes „nebenbei“: wo ist die Mitte Europas? Bestimmt nicht in Berlin oder Paris. Auch nicht in Athen. Vielleicht in Sarajewo?

    1. Nun, wieso gibt es nicht viele sich vermittelnden Mitten 🙂 Deutungshoheiten würde ich immer vermeiden wollen. Sarajevos Stimme ist in meiner Welt immer herzlich Willkommen. Danke für den Typ mit Enard. Ich habe hier das Buch „Kompass“ von ihm? Wie steht es damit?

      1. Na klar gibts mehrere Mitten….manch eine tritt mehr in Erscheinung, manche weniger 🙂 Der Gotthard? Triest? Prag? Basel? 🙂

      2. Ich war des öfteren in Sarajewo (Sari Bosna sagen wir hier. Hat was Anziehendes, was Melancholisches auch… Leider pumpen die Saudis grade Millionen Dollar nach Bosnien.

  2. Dieser Protagonist/Autor scheint sich noch immer mitten im Krieg zu befinden, wie ich deine Beschreibung verstehe. Er hat noch keinen Weg zur Verarbeitung und Distanzierung gefunden und lebt die gespeicherte Gewalt weiter aus (sich „im Ton vergreifen“). Eine besondere Phase der Kriegstraumatisierung, die sich womöglich auch schreibend nicht konsistenter fassen lässt?

    1. Keine Ahnung – scheint mir auch so, obwohl das Rohrspatzschimpfen doch helfen könnte? (Also ich finde, es ist sehr leicht, über die bloße Tatsache der Existenz eines Krieges den Verstand zu verlieren). Mich wundert, wie sehr dieses Buch freundlich aufgenommen wurde, denn es besitzt einen sehr starken Distanzierungsversuch gegen den Lesenden selbst. Ich muss betonen, es ist sehr kurz, und daher läuft es Gefahr, ob der Kürze, zu unreflexiv zu werden. „Unser Deutschlandmärchen“ wäre das Gegenteil dessen, auch kurz, aber durch die Mischung der Formen, Stile, durch die Gedichte, Dialoge, Dramatisierungen entsteht viel Dynamik, die bei „Radio Sarajevo“ fehlen. Vielleicht ist dem Autor nur die Puste ausgegangen. Einen wirklichen Zugang habe ich nicht gefunden, zumal von „unseren Feinden“ gesprochen wird – da steige ich leider aus. Viele Grüße und Danke für den Kommentar!

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