Bettina Wilpert: „Herumtreiberinnen“

Wortkarg und desillusioniert über Leipziger Gewaltwelten

Institutionelle Gewalt in Romanen darzustellen ist nicht leicht. Die Sprache selbst, die Bewegung des Geschehens, ist ohne Bezugspunkt nicht zu denken. Dieser Bezugspunkt ist der Beobachter, die Beobachterin, die Ereignisse wiedergibt, Handlungen von Menschen an und gegen Menschen nacherzählt. Mit anderen Worten, die institutionelle Gewalt tritt hinter das Handeln. Die Machtstruktur, das was Michel Foucault das Dispositiv nennt, wird unsichtbar. Nur die Figuren treten auf, nicht die eingefahrenen Handlungsmuster, nicht die abgehärteten, kalten, toten Aktionen im Namen eines Prinzips, dem einzelne zum Opfer fallen. Bettina Wilpert versucht in Herumtreiberinnen die Konsequenz aus dieser Einsicht zu ziehen. Ihre Hauptfigur ist ein Gebäude, die Tripperburg in der Lerchenstraße in Leipzig, der Dreh- und Angelpunkt ihres neuen Romans:

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