Haruki Murakami: „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“

Die Stadt und ihre ungewisse Mauer … Friede, Freude, Eierkuchen?

Von phantastischer Literatur lässt sich nur vor dem Hintergrund eines entzauberten Weltbildes sprechen. Erst wenn alles scheinbar erklärbar, rationalisierbar und mit Wahrscheinlichkeitsattributen versehbar geworden ist, gibt es eine diesen Erwartungshorizont durchbrechende Fiktionalität, die vordem lediglich Teil einer mystisch aufgeladenen Welt gewesen ist. Phantastik zeichnet sich nämlich in Abgrenzung zum Märchen und zur Fantasy-Literatur dadurch aus, dass die Ambiguität der anderen Welt thematisiert und mit einer wahrscheinlichen (realen, quasi deterministischen) kontrastiert wird, indessen das Märchen oder das Fantasy-Setting die Imagination absolut setzt und immersiv wirken lässt. Gebrochene Fantasy schreiben Mary Shelly, Edgar Allan Poe oder im deutschen Sprachraum Alfred Kubin mit Die andere Seite oder Gustav Meyrink Der Golem, in deren Tradition Jorge Luis Borges und auch Haruki Murakami stehen, der nun einen neuen Roman herausgebracht hat mit dem Titel Die Stadt und ihre ungewisse Mauer:

Waren wir ein Liebespaar? Konnte man das so nennen? Ich weiß es nicht. Doch zumindest waren wir, du und ich, fast ein Jahr lang unzertrennlich. Und irgendwann schufen wir uns eine besondere geheime Welt, nur für uns beide – die wundersame Stadt, umgeben von der hohen Mauer.

Haruki Murakami aus: „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“
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