Aus der Kategorie Prekäre Kindheitserfahrungen meldet sich nach 22 Bahnen der neue und zweite Roman von Caroline Wahl Windstärke 17. In Intensität, Tempo und Wucht stimmt es mit Romanen wie Ministerium der Träume von Hengameh Yaghoobifarah und Öziri Necatis Vatermal ein, d.h. harte, umgangssprachliche Kraftausdrücke werden nicht gescheut, trotz aller Verletzlichkeit, die die Figuren dieser Romanwelten aufweisen und in ihrer Sehnsucht nach Frieden und Beschaulichkeit den Schwebezustand eines Prana Extrem von Joshua Groß anstreben. Die Welt liegt aber in Trümmern, und mit Welt sind hier meist die familiären Verhältnisse und die als desaströs empfundenen Eltern-Kind-Beziehungen gemeint:
„Caroline Wahl: „Windstärke 17““ weiterlesen[Mama] bleibt im Türrahmen stehen, während ich »egalegalegalegal« schreibe. Im Augenwinkel sehe ich, wie sie sich umdreht und die Tür schließt. Wie sie sich umdrehte und die Tür schloss. Ich hasse mich für dieses »Egal«. Ich hasse mich, ich hasse sie, und ich hasse alles. Sie wusste, als sie an diesem frühlingshaften Dienstag an meine Tür klopfte, dass sie gehen wird, und ich wusste es irgendwie auch. Ich habe »fjsodksnd« und »egalegalegalegal« aus dem Dokument gelöscht, »Scheißkuh« dringelassen. Und habe sie gehen lassen.
Caroline Wahl aus: „Windstärke 17“
