Zitate, Annotate, Hinweise: B

Im Folgenden Zitate, Links, Hinweise zu Autoren, deren Nachnamen mit dem Buchstaben „B“ beginnen. Jeweils fortführend und weitergehend ergänzt.

Walter Benjamin: „Einbahnstraße“

„Glücklich sein heißt ohne Schrecken seiner selbst innewerden können.“

Galanteriewaren

Ernst Bloch: „Experimentum mundi“

Zitiert nach Suhrkamp Ausgabe, Frankfurt am Main, 1975. Gesamtausgabe Band 15.

Das nur Gelebte, nicht Erlebte und so auch Erblickbare ist uns am dunkelsten, ist buchstäblich am wenigsten heraus-gebracht.

So schwer ist es mithin, sich zu äußern, ohne mit sich zugleich zu trüben, und ebenso ohne daß im Weg nach außen unser Innen verlorengeht.

Und abgehobener, also bloß abgestandener Museumsgeruch um Kunstwerke macht diese nicht wichtiger als kühn gebliebene, im Gegenteil, in den kühn gebliebenen pulst das zuckende, gärende Dunkel des Jetzt, des gerade Jetzt und gerade Hier weiter.

Sich vom Nebel nicht täuschen zu lassen, über das Irrende darin scharf aufzuklären, aber auch über das darin immer wieder sich gärend Andeutende. Vor den Träumen seiner Jugend Achtung tragend, zugleich kühl und treu, dem echten Jetzt und Hier zuliebe, das das Seine nicht hat.

Zwischen Maler und Landschaft, Subjekt und Objekt liegt hier ein schädlicher Raum, analog dem bei der Luftpumpe so genannten, wenn zwischen Hahn und Kolben immer wieder eine Luftmenge bleibt, die in das auszupumpende Gefäß zurückfließt.

proiectio per hiatum irrationalem

Zwar sagt der Naturkundige in Stifters »Nachsommer(( dieses Sinns immerhin recht goethisch: »Die Naturwissenschaften sind uns viel greifbarer als die Wissenschaften des Menschen, wenn ich ja Natur und Mensch einander gegenüberstellen soll, weil man die Gegenstände der Natur außer sich hinstellen und betrachten kann, die Gegenstände der Menschheit aber durch uns selber verhüllt sind.(( Das ist Täuschung, dadurch hervorgerufen, daß die Natur, als langsamer bewegte, der Betrachtung oft geduldiger stillzuhalten scheint.

Es kommt darauf an, das Subjektive nicht idealistisch in der Luft hängen zu lassen, aber auch das Materielle nicht mechanisch auf dem Boden liegen zu lassen, als einen Klotz.

Wird in der bürgerlichen Wirtschaft der arbeitende Mensch nur zu einem Hebel im Betrieb, in der Warenbewegung, so werden Temperament und Wissen des angestellten Journalisten erst recht zur Routine gedrängt, bilden sich um in verkaufbare Fertigkeiten, sind zum konkreten Wesen der behandelten Gegenstände äußerlich.

So glaubte Ranke höhnisch-bescheiden sagen zu können, er unterwinde sich nicht des hohen Amtes, ein W eltenrichter zu sein, er wolle nur feststellen, was war.

Statt dessen ist die wirkliche Bauparole unserer voll Novum gärenden, versuchenden Zeit und Welt mitten im Zusammenhang, ja kraft seiner die Offenheit zum Noch-Nicht, also das offene System. Dem muß sich die gesamte hier vorliegende Werkreihe zum Noch-Nicht, von den »Spuren « bis zum »Experimentum Mundi«, gemäß halten, samt Unterbrechung, Details, Montage; denn weder ist aller Tage abschließender Abend, noch aller Abende fixer Tag.

Das Woher von allem steckt im Daß dessen, daß überhaupt etwas ist, und dieses Daß des Anstoßes wie des Werdens zum Sein genau als einem Prozeßsein liegt eben und überall im Dunkel seines noch nicht manifest gewordenen, immer erst punktuellen, unausgebreiteten Augenblicks. Das Was dieses Daß, der mögliche Sinngehalt seines im Weltprozeß sich herausexperimentierenden, zur adäquaten Manifestierung drängenden Daßfaktors, also der Sinn dieser Welt liegt selber noch in keinerlei Vorhandenheit.

Dergestalt, daß vor allem die Kleinbürger gerade in ihrer Ausdrucksweise an die alte reaktionäre Stange von Oben nach Unten gebunden sind und ihnen nicht nur die Begriffe, sondern vorher schon die Worte für ihre neue Lage fehlen. Ganz zu schweigen von den äquivok erscheinenden Bedeutungshöfen um Worte, in denen sich ungeprüft sehr Abgelaufenes aufhalten kann.

Nicht nur hat sie von dem Hinweis Thomas Manns nie etwas läuten hören, ein Schriftsteller sei derjenige, dem das Schreiben schwerer fällt als anderen Leuten, auch die Mitteilung Goethes: nMir gab ein Gott zu sagen, was ich leide« ist denen unbekannt, welche nur noch Schweigen übriglassen, wenn die Logistik statt Sprache nicht mehr ausreicht.

Es muß in der Tat ganz anders ausgegangen werden, um der Sprache adäquat sich zu nähern, als mit der Heideggerschen abwegigen Bohrung, kraft derer gerade die große, anschauungsgesättigte, die künsterisch und philosophisch zentrierend treffsichere Sprache nicht erreicht weden kann.

Damit auch hier der Agnostizismus, weniger von der verstandenen als von der unverstandenen Sprache her, nicht zum billigsten aller Trugschlüsse kommen könnte: es gäbe keine Bewegung, wenn es keine Verben, keine Eigenschaften, wenn es keineAdjektive, keine Dinge, wenn es keine Substantive, keine Konnexe und Differenzen in der Welt, wenn es keine Konjunktionen wie Und und Oder gäbe.

Daher muß die Folge Ergriff – Urteil – Begriff – Schluß gefordert werden statt der üblichen Abfolge: Begriff- Urteil – Schluß, durch welche ein Zirkel entsteht. Denn die letztere Folge würde ja fordern, daß Urteile Begriffe voraussetzen, vielmehr gilt aber, daß Begriffe Urteile voraussetzen; nur der hinweisende Ergriff setzt noch kein Urteil voraus. Darin löst sich die Schwierigkeit des Zirkels, indem den Urteilen keine Begriffe vorausgesetzt sind, sondern Begriffe eben in statu nascendi, Ergriffe als Keime des Begriffs, und Urteile, schließlich Verbindungen ihrer zu Folgerungen und Schlüssen sind ausschließlich dann Ausbildungen zum Begriff.

Wird freilich der Satz vom ausgeschlossenen Dritten aufgehoben in der nicht mehr bloß zweiwertigen Logik mit ihrem tertium datur, dann reicht eine logische Auseinanderhaltung von richtigen oder unrichtigen, auch wahren oder falschen Urteilen nicht mehr hin.

Wobei dann auch noch bei jedem induktiven Schlußsatz der Tenor des Obersatzes durchschlägt, daß kein induktives Resultat kategorisch, gar apodiktisch bestimmbar ist, mithin über noch so hohe Grade der Wahrscheinlichkeit nicht hinauskommt.

Einläßliche Beschreibung von Einzelheiten mittels partikularster Begriffe kann nötig sein, ja bedingungslose Voraussetzung sowohl kunsthistorisch wie vor allem im Gebiet naturwissenschaftlicher Beobachtung; doch wenn kein erfragter Allgemeinbegriff konkret vorhandener Art die Singularitäten durcherleuchtet, bleiben sie zerstreuter, unbegriffener als je.

Mithin, während der neopositivistisch mißbrauchte, der allzu enge Einzelbegriff den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen läßt, verdient umgekehrt die Übertriebenheit allzu ein- und überordnender Gattungsbegriffe kein logisches Pardon; denn wie auf der singularen Seite die Karikatur zum verdinglichten fact sich zeigt, gibt es auf der generellen Seite (corruptio optimi pessima) die Täuschung einer hypostasierten Genushierarchie, samt der des ruhenden Reichs der Verstandesgesetze.

Das Bin, das in uns Menschen als ein Ich-bin treibt, ist kein Haben, sondern noch einzig jenes Nicht an Haben, das es nicht bei sich aushält. Eben deshalb ist es meinend, suchend, unruhig, befindet sich als hungrig und bedürftig.

Liegt auch das unmittelbare Bin selber, welches noch nicht da ist, daßhaft zugrunde als Hunger und als Treiben des leeren Daß, so ist es doch allemal noch ein bloßer pochender, in sich fortpochender Nullpunkt. So ganz innen und unten geht das Leben immer noch frisch und zugleich dumpf her, allzu nah bleibt allzu eng.

Und Marx lehrte in der Einleitung zur Hegelschen Rechtsphilosophie: »Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche.«

Derart unterscheidet sich marxistische Ideologie eben im Sinn, wie Lenin den Sozialismus die Ideologie der revolutionären Arbeiterklasse nannte, von der Ideologiebildung aller bisherigen Klassen bereits dadurch, nicht nur darin, daß ihre interessehafte Parteilichkeit eine unverhüllende, zum ersten Mal in der Geschichte eine wahrheitsgemäße sein kann und solches im Optativ bereits ist, weil es zum Unterschied von allen bisherigen Interesse-Ideologien eben im Interesse der Arbeiterklasse selber liegt, alle Interessen und somit alle verhüllenden Ideologien abzuschaffen.

Während marxistisch-parteilich gerade kühle, sachliche Ratio dermaßen überwiegt, daß mit den anderen Fetischismen besonders auch der Tatsachenfetischismus ausgetrieben worden ist, indem die angeblich allein wahrmachenden Tatsachen eben weithin als bloß verdinglichte Prozeßmomente durchschaut sind.

Dieses Sinns, rein via Gleichung und dadurch erreichte Mitwissenheit des Äußeren faßte Empedokles die V bereinstimmung des Denkens mit dem Sein, indem er sagt: nMit unserem Erdstoff erfassen wir die Erde, mit unserem Wasser, Atem, Feuer das Wasser, den göttlichen Atem, das vernichtende Feuer, mit unserer Liebe endlich die Liebe (der Welt) und ihren Haß mit unserem traurigen Haß« (fr. 109, Diels).

Phantasia kataleptike ist danach eine, worin im Akt des Urteilens und in seinem Gegenstand eine sich gleichsam begegnende Gleichheit am logischen Werk ist.

Kein Auge könnte je die Sonne sehen, wäre es nicht sonnenhaft, so sieht auch keine Seele das Schöne, welche nicht schön geworden ist« (Enneaden, I, 6).

Dagegen stand vor allem Platon auf mit der Lehre von der reinen Schau, beherrschenden l’arusie reiner Ideen, an denen die vorhandenen Erscheinungen nur teilhaben. Derart empfahl sich die Abbildlehre der Ideologie einer den Arbeitsvorgang für sich selber negierenden Schicht.

All das zeigt, daß die Erzeugungslehre, zum Unterschied von der bloßen Abbildlehre, am Ende nicht bei himmlischem Ort oder Gottesgarten landet, vielmehr umgekehrt wieder zum Materialismus führt, nämlich zu einem historischen, aber nur, indem Erzeugungs- und Abbildlehre nicht isoliert nebeneinander stehen, sondern indem die Erzeugungslehre in die Abbildlehre eindringt, wie letztere kraft dieses Eindringens zum Inbegriff einer Fortbildlehre sich erweitert.

»Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen« (Einleitung in die Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie).

Marx dagegen betonte ja gerade die Wechselwirkung zwischen theoretischer und praktisch-realer Arbeit, indem er dem Theoretischen einen Verwirklichungsdrang zumaß, der unerfüllbares Postulat bliebe, entspräche ihm nicht auch in der Wirklichkeit ein Drang zu ihrer Selbsterhellung in adäquater Philosophie.

So schreibt er, wie nun in letztem Zusammenhang erinnert, an Ruge r 84 3: »Es wird sich dann zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen.«

»Die Kategorien sind nicht mehr oder minder reflexive Aussagen über etwas Seiendes oder Werdendes, sondern bewegende Formen der Materie selbst, >Daseinsformen, Existenzbestimmungen «< (Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins, 1972 ).

Nach alldem gibt es die Möglichkeit eines gültigen, eines der guten Heraufkunft verschworenen Wegs, auf grundhafte Veränderung des Daseins in den kategorialen Daseinsweisen, Daseinsformen gerichtet, mit uns und der Welt in ihnen.

Wobei keine dieser Gestalten seßhaft bleibt, vielmehr als solche des Prozesses und seines noch ungelungenen Wohin und Wozu aus dem, was sie bereits erreicht hat, auszieht; das Fieri in ihr ist so noch wahrer als jedes Faktum ihrer.

Vielmehr verliert es seinen Umriß und scheint dann sogar vor lauter Nähe zu verschwinden. Im Optischen heißt diejenige Stelle, wo der Sehnerv in die Netzhaut eintritt und das geringste Sehen statthat, der blinde Fleck. Entsprechend verhält es sich in allem Abstandslosen, daher gibt es in Ansehung des Unmittelbaren an sich den blinden Fleck in jedem Kategorialen selber.

Die Kategorien stellen sich im Denken zunädist als die jeweils allgemeinsten Beziehungsbegriffe dar; als solche spiegeln sie die jeweils allgemeinsten Daseinsweisen, Daseinsformen der sidi bewegenden Etwas. Die Daseinsweisen sind eben die des Verhaltens als einer früher gesetzhaft, heute als tendenzkundig, tendenzhaft begriffenen Beziehung, die Daseinsformen sind die der gestalthaften, gestalthaft aus sidi ausziehenden Beschaffenheit, als einer relativ ausgeprägten.

Die Kategorien sind als die eines Prozesses selber im Prozeß; fest steht nur, daß sie Beziehungen eines Daß auf ein Was sind, also insgesamt in der thelisch-logischen, energetischentelechetischen Urrelation zusammenhängen.

Das Sein erscheint originär als dasjenige, was eines Inhalts nicht gewiß ist, sich also im suchenden Schwebezustand zwischen Nicht und Haben befindet und aus ihm gärend, quälend, quellend heraus will.

Unter allem Dasein gärt die Frage des Seins und zwar, was entscheidend wichtig: als des nicht nur für uns, sondern sich selber noch ungelösten Rätsels des Anstoßes, des Ursprungs. Und alle weiteren aus und im Weltlauf sich ergebenden Richtungsprobleme wandeln nur, aufgeteilt und entfaltet, diese erste, unserem Sein stets so nahe Anstoß-Frage ab.

Insofern ist der Daßgrund wirklich Wirkungskraft und Samen, ist dasjenige, was den Weltlauf, als Quellen seines Quells, immer wieder produziert. Dieser Quell, als selber noch im eigenen Inkognito pulsend und ebenso intensiv daraus heraustreibend, ist im Umkreis unserer eigenen Geschichte das Element der Produktivkraft, im Weltganzen dasjenige, was im immanentesten Anstoß zu wie in einer natura naturans angeht. Er löst seine objektive Fraghaftigkeit versuchsweise im Weltexperiment, in den aufeinanderfolgenden objektiven EtwasAntworten, Daseinsformen.

Der Satz vom Grunde geht auf das Daß, das wir alle im Grunde sind, ohne bereits in einem objekthaften Prädikat herausgestellt worden zu sein.

Das Daß selber bleibt hierbei leider selbstverständlich durch den Satz vom Grund und gerade in ihm auch formallogisch noch unerhellt. Es sei denn, der Satz bedeutet, in solcher Ansehung, mit den Worten Jakob Böhmes, den Grund gerade als Ungrund. Der Daßgrund hat ja noch keinerlei Licht vor dem Fuß, weiß doch dieser Fuß sozusagen noch am wenigsten, wo ihm der Kopf steht.

In einem reinen Logikon an und für sich ohne thelisches Daß gibt es überhaupt keine Kategorien und vorher auch keine präformierenden logischen Grundsätze. Es gäbe nur tautologische Selbstbefriedigung eines einsam sogenannt Logischen mit seiner Leere selber, leerste Identität eines aufgaben- und problemlosen Gedankenspiels, ohne Spur irgendeiner Spannung, gar einer objektiv-real dialektischen.

Und dieses Wie stellt sich im transmittierenden wie gestalthaften Verbindungszug selber, wieder in scholastischer Sprache, als das Quomodo der Kategorien dar. Völlig fern dann von allem Hartmannschen liegt das nicht nur Triebhafte, sondern Produktive, Herausprozessierende im X des Daß-Anstoßes, wie er in tausend und abertausend Gestalten seine eigene Lösung sucht, mit keineswegs notwendigem Nichts als dem Wesen am Ende.

Sandern die Spannung kommt aus dem intensiven, anstoßenden, insistierenden, unruhigen Faktor, diesem wirklichen Sauerteig mit dem dauernden übersteigen der jeweils gewordenen, noch inadäquat bestimmten Daseinsform.

Die Welt hat also eine dem Gedanken zugängliche Vermittlungs-Mitte in jedem ihrer Gegenstände; das steht gegen allen Positivismus, auch jede empiristisch-banale Verschlechterung im Materialismus selber fest. Obwohl diese Mitte nicht Gedanke, Vernunft ist, sondern ausschließlich vernunftgemäß, können ihre Kategorien – unter der erwähnten Modifikation – als solche eines Logik-Korrelats im Prozeß-Zusammenhang der Welt bezeichnet werden, der reale Dialektik heißt.

Jetzt ist daher keineswegs dasselbe wie Gegenwart, obwohl es den Punkt bildet, um den sie sich zieht. Das Jetzt steht ja noch in etwas bei der gerade gelebten (folglich noch nicht erlebbaren) Daseinsart des unmittelbaren Daß. Dieser unruhige, völlig dunkle Augenblick in nächster Nähe schickt das Pochende in die Zeit, das Stoßende in den Raum. Also geht auch dem bestimmbaren Raum ein Unmittelbares vorher, das nicht festzuhaltende Hier und immer wieder Hier, das dem Jetzt entspricht.

Die zusammengesetzte, vermittelte Gegenwart ist, weil wahrhaft fortgearbeitet, nicht etwa ausgelassene Geschichte, ja sie ist das alle Vorgeschichte in sich aufnehmende Zeitfeld jener vordersten Stellung, in der wir Menschen im Geschichts- und möglicherweise Weltprozeß stehen, ist so das temporäre Arbeitsfeld der Prozeßfront.

Auf diese Weise (als von »gleichen« Menschen oder einer ganzen Generation erlebt, durch die Sachinhalte eines Zeit-»raums« zusammengehalten) gibt es überhaupt keine deutlichen Begrenzungen der gewöhnlich so genannten Gegenwart. Auch rein zeithaft keine: ganze Jahre, ja Jahrzehnte der Zukunft und sicher der Vergangenheit wurden zur Gegenwart gerechnet; bezeichnend dafür ist der nur sprachlich außer Kurs gekommene Begriff einer »Modeme«.

Die unechte Zukunft läuft sozusagen schematisch an, die echte dagegen ist das noch flüssige und so wendungsfähige Vorsieh von Ereignissen, die sich erst bilden, die weder ihrem Eintritt noch gar ihrem Inhalt nach voll bedingt, bestimmt und so voll vorhersehbar sind. In der echten Zukunft, auch in der tendenzhaft erforschten, vermittelten und praktizierten, steckt daher allemal das Element der Überraschung, das heißt, in bezug auf menschliche Zukunft gesprochen, das Element der Gefahr oder aber der Rettung.

Wir können überhaupt nur mit Gewinn und Fruchtbarkeit auf das in der Geschichte zurückgreifen, was im gleichen Akt auf uns vorausgreift, was noch den paradoxen Zustand in sich enthält, eben Zukunft in der Vergangenheit zu sein.

Die geologische, gar kosmogonische Zeit ist also nicht nur außerordentlich viel länger als die menschhistorische mit ihren achttausend Jahren, sondern die sogenannte kosmische Vergangenheit ist mit ihren Produkten und Inhalten überhaupt nicht nur vergangen, vielmehr während und uns riesig umgebend, durchaus unvergangen: siehe die Sonne Homers leuchtet auch uns und das ohne Homer, buchstäblich exterritorial zu ihm, samt einem utopischen Überschuß kosmisch-möglicher Art.

Fürs geschichtlich- gesellschaftliche Leben hat Benjamin den Begriff einer Sprengung durch Jetztzeit pointiert, worin statt des Kontinuums Geschichte eine mit Jetztzeit geladene Vergangenheit wieder hervorspringt, recochettiert; so etwa verstand Robespierre in großen Augenblicken die Französische Revolution als actualiter wiedergekehrte Brutus-Zeit.

Das Dunkel der Nähe in der Gegenwart darf also keineswegs als ein Schutzbrief für Defaitismus oder auch Flucht in scheinbar wirklich abgehaltenere Vergangenheit oder gar als Rechtfertigung der Kapitulation vor einem angeblich undurchschaubaren Schicksal mißverstanden werden, dessen Schläge uns ja immer nur in der Gegenwart treffen, dessen Dunkel dem Obskurantischen nun besonders zupaß käme

Die Zeit ist ab ovo diskontinuierlich, immer wieder entsprechend der Punktualität des Daß, dem sie entspringt und das sie in diskontinuierlichem Fluß sich ausbreiten läßt.

Solange noch ein Prozeß des Nicht-Gefundenhabens im Gang ist, so lange und eben deshalb gibt es Vergangenheit. Das Vorbei ist eine Erscheinung des Umsonst, das Vergangene als Nicht-mehr-Zeit in der Zeit ist Zeitform ohne Zukunft, Gewordensein minus Gelungensein.

Es gibt weiterhin eigene Zeiten im Roman, man denke an die desillusionierend vergehende bei Flaubert, an die kreisförmig zurückführende in Pontoppidans »Hans im Glück«, an die gewesene, gerade im Verlust erinnernd sich ausbreitende und richtende bei Proust, an die immer wieder mehrschichtig erzählte in Manns »Zauberberg «.

Ein vierdimensionaler Riemannscher Raum liegt der allgemeinen Relativitätstheorie zugrunde, der nirgends mehr metrische Starre zeigt, sondern, nach Einsteins Ausdruck, »nachgiebig ist wie ein Mollusk«.

Hegel nennt sein System einen »Kreis von Kreisen «, und sein System ist ein solches Gebilde (mit viel Umwölbungen aus dem Raum des alten Pan), auch wenn die geometrische Kreisfigur daran nicht statthat.

»Sieh, schon wollen die Plejaden das Meer berühren «, sagt Othello zu Desdemona, Liebesmystik einleitend,selbst die Sterne senken sich hier auf unseren Boden, das Raumspektakel hört auf, die Welt wird tief.

Doch vorausgesetzt eben ist eine der Dialektik offene Raumgestalt, ja eine spezifische Unruhe des räumlichen Doppelwesens selber, eine spezifische Unruhe des Raums vor all seiner möglichen Ruhe »in den Tiefen«.

Hier wie überall ist es also ein Analogon zu der eigenen menschlichen Tätigkeit, vor allem der Arbeit, welches richtig kausal denken läßt.

Die zweckhaft gebrauchte mechanische Ursache wirkt dann außerdem als Mittel zu einem Zweck, und die Wirkung erscheint dann nicht als eine ohnehin eintretende, sondern als eine gelungene oder auch, bei nicht erfülltem Zweck, als eine mißlungene.

damit Objektivität sichtbar werden kann

Heterogonie der Zwecke

Derart gibt es, fern jeder Heiligung der Mittel durch den Zweck, trotz, ja wegen der Bergpredigt gerade ein Gewaltrecht des Guten, zum Guten, jenes genau lokalisierbare, destinierbare Widerstehen dem Übel, wonach Jesus selber sagen konnte, er sei nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

Statt passiv hingenommener, statisch fixierender Metaphysik eben des Scheiterns selber, wie bei Adorno, dem alle Utopie umschlägt ins Negativ ihres Gemeinten, oder auch bei Jaspers, nach dem das Sein sich nur offenbaren soll im Scheitern.

Die Handmühle brachte die feudale, die Dampfmaschine die kapitalistische Gesellschaft, der Stand der Produktivkräfte bestimmte die jeweilige Gesellschaft samt ihrer möglichen Umwälzung.

Fernziel ist hierbei die Herstellung der klassenlosen Gesellschaft, grenzüberschreitendes Endziel jedoch das durch uns sich aufschlagende Gesicht einer Welt überhaupt, worin das Subjekt mit dem Objekt nicht mehr behaftet ist als mit einem Fremden.

Leibniz hat in der Vorrede zu seinen Nouveaux Essais den Sprung geleugnet, sein von ihm durchgehend behaupteter Grundsatz der Kontinuität (lex continui) dekretierte: natura non facit saltus, doch Hegel, die Kontinuität durch ihre Unterbrechung gerade bereichernd, bekundete […]

Dagegen der vom frühen Hegel herausgestellte qualitative Sprung selber kann wirklich einer zum Novum sein, wird dann angekündigt durch dessen sich hereinschickende Vorzeichen; das gilt nicht nur, wie Hegel festlegen wollte, für die bereits abgelaufene Geschichte, sondern für jede Gegenwart und vor allem für das Heraufkommen ihres Horizontgebiets.

Dialektik heißt also nicht Einheit der Widersprüche, sondern Einheit der Einheit und der Widersprüche.

Der Satz vom Grund ist daher nicht nur formallogisch, sondern hat ein setzend-Anstoßendes in sich, das sich freilich sogleich denkgemäß faßt: mit dem bestimmten Grund ist die Folge denknotwendig gesetzt, mit der bestimmten Folge der zureichende Grund denknotwendig aufgehoben.

Das heißt, der subjektive Faktor muß die relativ ruhenden Bedingungen in aktive Wirkursächlichkeit verwandeln, damit man nicht etwa mit der bloßen Reife einer Situation sich zufriedengebe.

Es bleibt in menschlicher Geschichte wie in außermenschlicher Natur das Meer weiterer, offener Möglichkeit, gerade als erst partiale Bedingtheit für Verwirklimung, offen in Tendenz und Latenz.

Ein Stein fällt immer wieder nach den Fallgesetzen, aber die Gesetze des kapitalistischen Falls sind anders als die des Steins keineswegs ewig, mit causa aequat effectum und nid1ts Neuem unter der zweifelhaften Sonne »Wiederholung«. ltem, um Kausalität und Gesetz ebenso dialektisch wie die Dialektik neu kausal zu verstehen, muß eine doppelte Beschränkung aufgehoben werden, die allzu lineare im kausalen Nexus und die allzu äquivalente im kausalen Effekt; die einzige weltbewegende Kausalität ist die der Dialektik.

In der Geschichte überhaupt sind geistige Massen und Individuen im Spiele und in der Wechselbestimmung miteinander; die Natur des Geistes ist es aber in noch viel höherem Sinne als der Charakter des Lebendigen überhaupt, … nicht eine Ursache sich in ihn kontinuieren zu lassen, sondern sie abzubrechen und zu verwandeln« (Hegel, Logik, Erster Teil, Zweites Buch, Dritter Abschnitt, Drittes Kapitel, B, b). http://www.zeno.org/Philosophie/M/Hegel,+Georg+Wilhelm+Friedrich/Wissenschaft+der+Logik/Erster+Teil.+Die+objektive+Logik/Zweites+Buch.+Die+Lehre+vom+Wesen/Dritter+Abschnitt%3A+Die+Wirklichkeit/Drittes+Kapitel%3A+Das+absolute+Verh%C3%A4ltnis/B.+Das+Kausalit%C3%A4tsverh%C3%A4ltnis/b.+Das+bestimmte+Kausalit%C3%A4tsverh%C3%A4ltnis

Erst die Dialektik, mit dem Grund nicht als ratio von vornherein, sondern als intensiver Daßheit, mit der Folge nicht als automatischer Unweigerlichkeit schlechthin, sondern als wendungsfähigem, wendungsreichem, wenngleich geordnetem Prozeß, macht den Kausalsatz aus einem a priori analytischen zu einem a posteriori erweiternden, synthetischen.

Hier wie dort ist alles lückenloses Gesetz, kausale Determiniertheit, und dennoch ist das Treffen beider Reihen dem Sturm wie dem Baum ein Zufall.

Der fallende Stein etwa »gehorcht« sozusagen ausnahmslos dem Fallgesetz, es steht ihm nicht frei, mit irgendeinem Zufall, anders als so lückenlos determiniert zu fallen.

Was nun bei Aristoteles das Kata to dynaton näher angeht, so erweist sich in ihm gerade eine zunächst noch nicht fahrplanhaft fördernde Einschätzung der Materie, insofern die zwecktätigen Formen sich in den einzelnen materiellen Dingen nicht vollständig realisieren, weil aus der Materie eine Nebenwirkung hervorgeht, die die Verwirklichung der Form stören kann.

Das Kata to dynaton wirkt gegen das überfliegen, der Wärmestrom aber vermag den langsamen Gang der Dinge zu beschleunigen, er trägt die Zukunft in der Vergangenheit wie die Vergangenheit in der Zukunft über sich hinweg. Sowohl als Maßgabe des Möglichen wie erst recht als In-Möglichkeit-Sein ist Möglichkeit die Fundierung des Fundierenden überhaupt, das heißt: Objektiv-reale Möglichkeit ist die in der Substantialität behauste Kategorie der Kategorien überhaupt, also auch der Transmissionskategorien, sofern und indem sie das Novum nicht verschließen, ihm vielmehr kausal-final Platz schlagen.

Es geht um das Unterbrechend-Offene qua noch Zufälligem, nicht mechanisch Vollbedingtem, Ausbedingtem, das derart menschlich-historische Nova von mechanisch-Stereotypischem unterscheidet und selber ermöglicht.

Aufgabe ist also seit je, die Möglichkeit als Materialhaus der Furcht vorschreitend zurückzudrängen durch die Möglichkeit im glückhaft erwartenden Sinn eines Materialhauses geprüfter, positiv offener Hoffnung.

Gäbe es diese Art und diesen Topos von Unterbrechendem nicht, dieses tendierend wie noch latent Seinkönnende in allem, dann gäbe es also nicht die subjekthafte Freiheit zum Unterbrechen und die objekthafte Möglichkeit zum Novum.

Möglichkeit ist ein eigener riesiger Seinsmodus rund ums vorhanden Wirkliche und vor allem ihm voraus, voller noch nie so gehabter Potential-Inhalte, relativ steuerbarer.

Daß die subjektive Intention nicht allein bleibt, daß ein Arbeitenkönnen an der gesellschaftlichen Welt und durch sie hindurch an der physischen Natur konkret vorsichgehen kann, hängt von eben dieser objektiven Tendenz ab, als einem Streben, das der Intention entgegenzukommen nicht unfähig ist.

So vor allem gibt es wohl eine unnachlaßliche Tendenz hin auf die klassenlose Gesellschaft, nicht aber gilt ein Gesetz, nach dem die klassenlose Gesellschaft sich notwendig einstellt.

Aus solchen Negationen geht keine Negation der Negation gesetzmäßig hervor, weil der Gegenzug in ihnen fehlt, weil durchaus nicht alles Negative in der Geschichte als Lokomotive des Fortschritts brauchbar, gar notwendig ist.

Soviel hier zur grundzeitlichen Bestimmung der dialektischen Tendenz: sie ist das Haben und Nicht-Haben, folglich das Werden der Ur-Sache im historischen Experiment ihrer Totalität.

Wegen seines Novumcharakters ist das echt Latente allerdings nie mit mechanischer Wiederholung, gar Mechanistik selber verbunden, obwohl die Mechanik ja auch eine Art von raumhaftem In petto kennt, eben als Spannung einer Feder oder auch als Gravitationsdruck eines Steins auf seine Unterlage, mithin als gehemmte Bewegung, die nicht in Erscheinung tritt.

Statt dessen ist Kategoriales, gerade auch als Gestaltlehre, keinerlei Gegensatz zum genetischen Fluß. Sondern vielmehr das Zeichen dessen, daß der Fluß es zu etwas gebracht hat, nämlich zum je und je fortschreitend bestimmten Etwas. Bleiben doch die Gestalten und ihr Begriff, wenn sie etwas taugen, nicht bei sich stehen. Sie bilden sid1 fortbildend weiter, genau weil sie immer noch zu wenig bestimmt sind. Ihr Bestimmen riegelt sie keineswegs ab, im Gegenteil, es zeigt sie gerade umschlagend, sich weiter öffnend zu sich selbst.

Die Eule wird nicht nach demselben Maß gemessen wie die Nachtigall, der hier einschlägige Pegel zeigt das Quantum eines bestimmten Quale und ein seinem Quale eng verhaftetes Quantum. Solch spezifisches Maßdenken ist daher lebendig-elastisch und kommt besonders aus lebendigen Zeiten her, aus Haltungen, die dem qualitativ Neuen aufgeschlossen sind.

Marx beschrieb diesen Vorgang der Quantifizierung als das Zur-Ware-Werden aller Menschen und Dinge.

Das utopische Gewissen in diesem Fragmentcharakter ist also dasjenige der unverstellten Offenheit, zusammen mit dem Paradox einer prozeßhaft offenen Zusammengefaßtheit.

Gerade Platon hat gezeigt, daß die Ideen nicht still zu bleiben brauchen, indem er, hierin wenig kontemplativ, gar schaulustig, vielmehr seine Schau durchbrechend und sie praktisch besiegelnd, dreimal nach Syrakus fuhr, um die Utopie seines vorletzten Dialogs Politeia wirklich zu machen.

Wohlverstanden, nichts ist dabei als statisch oder gar als über den Erscheinungen wesend gedacht, wie die Platonischen Ideen, vielmehr emergiert alle Gestaltfigur aus dem dialektischen Prozeß und aus der Materie als sich entwickelnder, sich ausgebärender Substanz, so immanent wie spekulativ.

Der Hunger selber bildet sich darin um, also baut er Vermittelndes statt seines bloß Unmittelbaren auf.

Der logische Satz vom Widerspruch bedeutet ja eben an Ort und Stelle bei Aristoteles, in seiner »Metaphysik«, ein nur scheinbares Verbot des Widerspruchs, indem es unmöglich sei, »daß demselben dasselbe zugleich und in derselben Hinsicht zukomme und nicht zukomme«.

Das noch in seiner Hülle steckende Was des sich Bildenden erscheint zunehmend in den Versuchen seiner Herausgebrachtheit, den spezifischen Figuren des Polytropen, das den Augen vorerst und auf weiteres Überfluß bietet, den positiven Überfluß der Welt.

Wir sind uns selber übersteigend, aber auch alles in unserem Umkreis. Nichts darin ist einfach gegeben, alles darin ist uns aufgegeben. Undeutlicher, folglich deutlicher als irgendetwas ist der Mensch selber das Unfertige schlechthin. Er begann, was kein Tier begonnen hatte, sprang aus allen erlangten Tierarten heraus, blieb unruhig.

Dabei ergeben sich im überwiegend Raumhaften der Sphären Schwierigkeiten daraus, daß die Daseinsweisen und Daseinsformen in keiner ausgeklügelten, bereits fertigen Ordnung stehen, noch überhaupt in der Art eines Bauwerks sich darstellen.

Mond, Sonne, Sterne, aus ihrem Ort weichend, kommen mit Reduktion der ganzen Astronomie aufs anthropologisch-gemäße Maß eines sogenannten neuen J erusalem, als lntegrierung in ein Omega, wie es den Mikrokosmos Mensch mit einem Makanthropos Welt verbinden möchte. Höchst mythisch durchaus, doch ohne Zweifel einer im Begriff des Ultimum letzthin gedachten »Humanisierung der Natur« nicht unverwandt.

Der Sinn und die Funktion der Sphären insgesamt ist platzschlagend für das Prinzip, vom Dunklen ins Helle zu streben; mit diesem Prinzip ist die ganze Genese nicht nur angetreten, sondern es bleibt darin innervierend usque ad finem.

Doch das Nichts im Gegensatz zum Alles, die Vereitelung im Gegensatz zur Erfüllung stehen in Schwebe, und das von der Hölle des Umsonst sozusagen prinzipiell Gedachte bleibt dem non omnis confundar exterritorial; das Böse widerlegt das Gute nicht, das Gute aber widerlegt das Böse.

Die Konsequenz solcher Ansätze geht darauf hinaus: der Mensch ist ein Problem, eine Aufgabe, ein Rätsel, eine versuchte Namensgebung, zutiefst noch ein Inkognito, zu dessen Lösung eine Fülle von Nomenklaturen im Gang der Geschichte gemäß dem wachsenden Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse aufgetreten ist.

Gewiß gibt es Staatsbildungen auch bei den Tieren, es wurde oft auf die Termitenbauten und Ameisenhügel hingewiesen, in denen Wege sich kreuzen und dann sogar wie Plätze aussehen, doch hat man, nach dem bedeutenden Vergleich Chestertons, noch keinen Ameisenhügel gefunden, dessen Straßen und Plätze mit den Statuen berühmter Ameisen geschmückt gewesen wären. Der suchende, in ganz anderem Sinn elitäre Wertbegriff Mensch setzt ein mit den dazugehörigen Leitbildern und Leittafeln des richtigen menschlichen Verhaltens. Die Antwortsuche geht von den Leitbildern aus, von den Utopien, ob auch oft schiefer, vager beliebiger Art, aber immer darauf gerichtet, wie innerhalb einer normativen Gebietskategorie Mensch der rechte Mensch aussehen könnte.

Fortschritt ist hier durchaus sichtbar, wenngleich er meist erst düster progressiv voranging, Hegel spricht vom Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit, obgleich er erstens statt von wirklicher Freiheit mehr von ihrem Bewußtsein spricht und zweitens, was sogar noch das Bewußtsein betrifft, übertrieben bemerkt, aus der Geschichte könne nur gelernt werden, daß noch nie etwas aus ihr gelernt worden sei.

Der Mensch macht seine Geschichte, bisher mehr schlecht als recht; so braucht sie kein Geschick zu bleiben, das aus der Zukunft nur auf uns zukommt. Statt dessen wird sie ein so kritisch-utopisch wie aktiv aufzuschlagendes und fortzubildendes Gefüge, dessen Einsicht über dem Produkt nie die Produzierenden und ihr noch wenig erhörtes Anliegen vergißt, subjektiv Glück und objektiv Ende der Selbstentfremdung genannt.

Der Mensch, das kanonische Wunschbild des Menschen ist mitnichten, wie der Katechismus hoffte, ein auf einer gezähmten Bestie reitender Engel; denn weder ist ausgemacht, daß das menschliche X der Bestimmbarkeit eine Bestie sei, noch daß das adäquate ReiterNormbild ein Engel.

Der utopische Citoyen bewahrt die menschliche Kreatur nicht nur und verläßt sie nicht, er schließt sie vielmehr auf und berichtigt sie im Sinn einer immer adäquateren Selbsterweiterung, Selbstbegegnung in und mit der Gesellschaft.

Dionysos gilt nicht anders denn als Statthalter des im Menschen Brennenden und Ungelösten, er ist das dunkle Feuer im Abgrund. Apollo gilt nicht anders denn als fortschreitende Bestimmung des dionysisch bezeichneten Materials, er ist das Überschußlicht der Wertpersonbilder und der Schlüssel zum dionysischen Abgrund.

Der Staat, der ein allgemeines Kollektiv zu sein vorgibt, war niemals etwas anderes als ein Unterdrückungsapparat der herrschenden Klasse; er wird das im kapitalistischen Zeitalter erst recht und nur insofern ein »Idealstaat«, als er, bis zum Aufkommen des Monopolkapitalismus, die Unterdrückung normalerweise versteckt und den Schein annimmt, überparteiisch zu sein, abstrakt ausgleichende »Allgemeinheit«.

Eine Wunschund Denkgewohnheit, die über die klassengeschichtliche Alternative Individuum oder Kollektiv nie hinauskam, ist solchen Fragen gegenüber in Verlegenheit oder nicht einmal in Verlegenheit; denn die übliche Antwort ergeht dann häufig nur im Sinn der schlechthin dominierenden Kategorie Kollektiv. Und doch hat gerade die klassenlose Gesinnung zu überlegen, ob in ihr und ihren Gebilden nicht eben das einzelne Leibich, dies durchaus materielle Wesen, einen ebenso befreiten Platz gewinnt wie das Kollektiv.

Dieser neue Topos enthält weder Einheit der Person noch Geschlossenheit der Gruppe, die Person ist vielmehr offen und die Gruppe erst recht unabgeschlossen nach vorn, Multiversum des gemeinsam zu entdeckenden Zielinhalts.

Bloß melancholisch vermissender und selber vermißter Vor-Schein ist darin durchaus, sogar beim frühen Brecht in »Mahagonny«. »Etwas fehlt«, wie es Jimmy fühlt, aber nicht benennen kann, wie sein Fehlen am Ende im Schlußgesang: »Können uns und euch und niemand helfen« sogar mit drohendem Nihilismus einbricht.

Das Schwanken, das Irren und Abbrechen, das Halbschürige alles gewohnten Alltags, das gesellschaftliche Leid der Menschheit ist so alt wie sie selber. Umgekehrt ist alle Kunst in der Fülle ihrer unvergangenen Werke, abgesehen davon, daß sie nicht tröstenden, gar bloß wegwischenden Scheincharakter hat, geladen mit dem Vor-Schein eines zum Austrag gebrachten Lebens, einer ästhetisch ausgeführten Vollendung ihrer Gestalten, Charaktere, Situationslagen mit vollendet gesuchtem Situs.

Die Allegorie ist danach als mehrdeutige umkreisend und deshalb enthält sie lauter Archetypen der Vergänglichkeit, deren Bedeutung allemal auf Alteritas geht, zum Unterschied vom Symbol, das durchgehend der Unitas eines Sinns zugeordnet bleibt.

Die Stunde der ganz eigenen und verstehbaren Sprache in der Musik steht noch aus, ein neuer Kehlkopf könnte sich in der Musik bilden, ist in ihr angelegt, nicht sogenannte orphische Urworte stammelnd, wohl aber Rufe mit ihren Bedeutungen, wie sie jetzt schon im gesungenen Wort eine intensive Aura mitgeben, im Lied bei Schubert (Die Nonne), bei Mozart (Endlich naht sich die Stunde), bei Brahms (Immer leiser wird mein Schlummer), bei Wagner (Träume), bei Mahler (Abschied, im Lied von der Erde).

Der allegorische Vor-Schein in der Kunst ist als solcher vieldeutig, beherrsche man diese Vieldeutigkeit als unblutigen Ort zur Durchführung und Anschauung offener Experimente, hypothetischer Modelle, fragmentarischer Lösungen.

Indessen erhielt sich doch in den Menschen der alte Hang zu glauben, daß uns mit Hilfe der Zahlen, der Charaktere und einer neuen Sprache, die die Einen die adamitische, Jakob Böhme die Natursprache nennt, noch wunderbare Entdeckungen bevorstehen. (Leibniz, Zur allgemeinen Charakteristik)

Wie klein erscheinen die Menschen vor dem mächtigen Draußen, vorab dem über ihnen. Die uns handlicheren N achbam Pflanze und Tier stehen uns näher, allein schon deshalb, weil sie gleichfalls lebendig sind. Sie sprechen, tönen sich leichter aus, doch genau das Schweigen der Steine kann und muß anders, tiefer durcherfahren werden.

Vielmehr mag im Eindruck des scheinbar Stummen etwas zu uns sprechen, wie wir uns von ihm angesprochen fühlen.

Wie steht es aber am Tag mit dem Kopf, den das Draußen tragen könnte? Es trägt mindestens noch keinen deutlichen, etwa das Es im Satz >es regnet< ist auch logisch noch unbestimmt. Erst danach breitet sich das Es der Natur zu Bestimmterem aus, zu Wasser, das verdampfend aufsteigt, erkaltend niederfällt, zu Wolken, die sich ballen und häufen, zu Blitz und Donner, die sich laden und ausbrechen. Da ist ein rätselhaftes Atmen, und die Frage freilich hält sich als impersonale Leerstelle: was atmet?

Dialektische Bewegung selber ist die des Neuen: sie läßt eben durch immanenten Widerspruch des Subjekts immer wieder Neues entspringen, sofern keine gewordene Form dem Subjekt bereits eine endgültig bestimmende, qualifizierende, angemessene ist.

Es fiel das Wort Betroffenheit und genau diese bildet jene Brücke zwischen Mensch und Natur, welche nicht nur Naturpoesie, sondern kritische N aturphilosophie selber zu ihrem Träger hat, gerade bei Kant. So definiert er in der Kritik der Urteilskraft das menschliche Genie ausdrücklich als eine Kraft, welche schafft wie die Natur.

Der Mensch ergreift hier, wie bereits in der Stoa, den Gegenstand im selben Maß, wie ihn der Gegenstand packt, ergreift, beide sich auf diesem Weg wechselseitig entgegenkommend.

Doch indem sie dem Humanum, vor allem in der Realchiffer, sich vermittelt, hält Natur den utopischen Topos eines manifest gewordenen Humanum möglicherweise in sich geradezu apokalyptisch verborgen. Das bedeutet hier den gänzlichen Grenzbegriff finaler Konsequenz: Umwandelnde Zusammenlegung der physischkosmischen Natur, letzthin ohne Mythos die Enthüllung eines noch nirgends vermittelten utopisch-Humanen in ihr.

Kurz, eine Natur, deren Zeit, nicht nur deren Raum, noch andauert und die eigentliche Geschichtszeit umgibt, ist Endproblem und nicht Anfangsproblem der Geschichte und ihres schließlichen, keinesfalls völlig naturfrei menschenhaften Horizonts.

Dieses ad acta Gelegtsein der Natursphäre ist nicht wahr, das keimende Subjekt der Natur hat nicht Stereotypie und Leichenstarre um sich. Seine Formen sind prozeßhaft, dialektisch-qualifizierend, morphologisch-experimentell, kurz von Umtrieben der Utopie bewegt.

Denn was die Realchiffern angeht, als die bedeutsamsten Erscheinungen dieser Welt, so ist ihr Konstituens nicht bloß subjektive, sondern objektive kosmische Unwissenheit. Und nicht bloß Unwissenheit, sondern die gesamte Angelegenheit dieses Kosmos ist objektiv noch nicht hell und eben deshalb voller vorgreifender, jedoch noch nicht ausreichender Naturutopie, von ihr bewegt durchzogen, unfertig gefüllt.

Ja, im Kosmischen kulminiert die Natur als ein Sein, das letzthin nur aus dem Ziel zu verstehen ist; wohin es verlangt, erst darin ist sein Sein gegründet. Die gesamte Welt erlangt das Sein ihrer Wahrheit und die Wahrheit des Seins erst in dem ihr unbekannten, ja überhaupt noch nicht vorhandenen Ziel, das die Realchiffern antizipieren.

In lauter hypothetischen Grenzbegriffen wird also festgehalten, daß die vorhandene Gewesenheit und Gewordenheit als bloße Verkapselung kein ewiges Schicksal der Natur ist; insofern will die Apokalypse, das ist der intendierte Durchbruch von neuem Himmel, neuer Erde, stets als die nun erst wirklich eintretende Genesis, als Genesis am Ende, nicht etwa am Anfang der Welt verstanden sein.

Die Aufgabe des Menschen bestünde daher darin, eben Schlüssel für das Selbstverständnis des größtenteils anorganischen Stoffs in diesem Prozeß zu sein, damit das Rätsel erraten werde, das die Natursphinx des Weltseins insgesamt, die Kosmos- Sphinx sich selber noch ist.

Materie wurde faßbar als die sich selbst ausgebärende Möglichkeit, als aktives Substrat der objektiv-realen, ja objekthaft-utopischen Möglichkeit schlechthin (vgl. »Das Materialismusproblem«, GA Bd. 7, Anhang).

Es handelt sich hier also nicht um eine unaufhebbare »infrastrukturelle Antinomie« (um sich der heute üblichen soziologischen Zaubersprache zu bedienen, in der, auch wo Wahrheit getroffen wird, sich sogleich elitärer Schwulst einstellt).

Es gibt keinen anderen Optimismus als einen militanten und dementsprechend erst recht keinen sonst so verdächtig lähmenden Pessimismus außer einem militanten, mit dem höchst konkreten, not at all resignierenden Kampfruf: Desto schlimmer für die Tatsachen. Denn das Reale enthält in seinem Sein die Möglichkeit eines Seins wie Utopie, das es gewiß noch nicht gibt, doch es gibt den fundierten, fundierbaren Vor-Schein davon und dessen utopisch-prinzipiellen Begriff, so politisch wie ethisch wie ästhetisch wie metareligiös.

Auf das Tun und sein Gelingen verweist letzthin jedes richtig Gedachte, eigentlich Wahre.

ltem, in methodisch reflektierter, das heißt wissenstheoretischer Fassung öffnet sich derart der Welterkennungsprozeß der Identifizierung in den kategorierenden Drehungen (Hebungen) eines Prädizierenden, Dimensionierenden, Objektivierenden, Manifestierenden, Kommunizierenden, Realisierenden. Diese Aktmomente der Kategorierung vereinigen sich alle zur prozessualen Realisierung des Realisierenden selber in der Welt, das kein Kategoriales ist, sondern Realisierung des Quid in und an dem begriffenen, in sich einschlagenden Quod.

Entgegen jedem Tatsachenfetischismus ist das Wesen weder historisch noch naturhaft schon erschienen, daraus folgt genau seine empirische Unfertigkeit. Jede noch so gewordene Escheinung seiner ist demnach nicht auch eine gelungene, und das desto weniger, je statischer sie sich gibt.

Erkennen, soll es nicht bloßes idealistisch methodisches Zurechtlegen sein, sondern eben informierende Mitwissenheit mit dem Gang der objektiven Realität, ist weder passives Abbilden allein, noch aktives Erzeugen allein. Es vereinigt vielmehr beide kognitiven Akte zum objektiv-realen Fortbilden in Einklang und Vermittlung mit der jeweils faßbaren Tendenz und Latenz der Weltgestalten.

Kategorialbildungen sind also bei aller historisch-gesellschaftlichen Bedingtheit nicht auf sie ausschließlich reduzierbar, sondern sie sind noch ungelungene, offen fortlaufende Versuche, die Daseinsweisen und Daseinsformen objektiv-real herauszubringen, heraufzubringen. Solcher Art sind sie hier versammelt eben als logische Prädizierungen, Dimensionierungen in Zeit und Raum, Objektivierungen in kausal-finalen Transmissionen, Manifestierungen in Gestalten und Auszugsgestalten, geprägten Formen, die lebend sich entwickeln, als Kommunizierungen in Gebietskategorien, zuletzt schließlich, wie man sehen wird, mit Realisierungsversuchen des Daß im Was, mithin des Realisierenden selber.

Bei allen bedeutenden Philosophen ist ja dies Staunen am Unscheinbaren, zu allem Bisherigen Unpassenden wirksam, indem die Antworten mit bekannten Inhalten es nicht stillen können. Oft wurde sein Anlaß über die schließlich erlangten neuen Antworten aus dem Blick gelassen, vergessen, so daß man genauer zusehen muß, um den Stachel des Staunens zu entdecken, der alle gekommenen Lösungen fraglich werden läßt und Ausgefallenes in mehrdeutigem Sinn einbezieht.

Die Verstärkung der Weltfrage und ihres Inhalts durch den Menschen eröffnet erst den Übergang der Weltdinge aus einer noch stokkenden, verkrustenden Dinghaftigkeit zum Gärenden wie Fragenden wie überwölbenden eben der Substanz, das ist ProzeßSubstanz.

In der noch ungewordenen Substanz der Welt, gestellt durch die Selbstfrage der Welt nach ihrer Essenz, ist ausgedrückt, daß der substantielle Tragekern der Welt im Zeitmodus der Zukunft steht, die ebenso der Zeitmodus der objektiv-realen Möglichkeit ist.

Ebenso jedoch gibt Zukunft der noch nicht erfüllten objektiv- realen Möglichkeit den Topos der Offenheit, worin das Dunkel umschlägt zur schöpferischen Unfertigkeit, Unverstelltheit des Novum, als noch dirigierbarem Ultimum des Prozesses.

Die Welt ist eine einzige noch unablässige Frage nach ihrem herauszuschaffenden Sinn, worin allein der Hunger zu stillen ist, mit offenem Plus und noch ausstehendem Ultimum in objektivrealer Möglichkeit. Darum eben geschieht die große Drehung, Hebung aus dem Dunkel des Unmittelbaren heraus, die Weltprozeß heißt: Mit tätiger Antizipation im Subjekt gerichtet auf Glück, in einer Gesellschaft ohne Herr und Knecht gerichtet auf dadurch mögliche Solidarität aller, id est auf Freiheit und menschliche Würde, in Natur als einem nicht mit uns Fremdem behafteten Objekt gerichtet auf Heimat.

So daß der Mensch in der Natur nicht mehr zu stehen braucht wie in Feindesland, mit dem technischen Unfall als ständiger Drohung, wie er ja im noch abstrakten Ausbeutungsverhältnis zu den Naturkräften der Krise zu entsprechen vermag, die aus dem Ausbeutungsverhältnis der Menschen folgt. Ein anderes nicht ausbeutendes Verhalten zur Natur wurde schon der objektiv-realen Möglichkeit nach bedeutet als befreundete, konkrete Allianztechnik, die sich in Einklang zu bringen versucht mit dem hypothetischen Natursubjekt. Das wird um so notwendiger, als sich der Unfall ja längst ausgewachsen hat zu drohender Selbstausrottung des Menschen, gründlicher Zerstörung seiner natürlichen Existenzbedingungen durch Mißachtung der Okologie.

Darin ist die Ethik der Wahrheit in nuce enthalten, als nicht mehr individuelle, nicht mehr kontemplative, sondern als eine, welche den Sprung aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich unserer Freiheit theoretisch wirklich wägt, praktisch wirklich wagt.

Diesem Traum entspricht daher die objektiv-reale Phantasie, in der sich als einer phantasia kataleptike Objekt und Subjekt helfend begegnen, wechselseitig umarmen. Darin haben die objektiv-realen Möglichkeiten ihren objektiven Topos; der Topos selber ist offen, dem Novum zugewandt, das den unablässigen Gestaltproben auf ein bis dahin noch unbekanntes Exempel innewohnt und voll utopischen Zielinhalts den Tagtraum, um nicht zu sagen Lichttraum in der Welt selber ausmacht, nämlich als konkrete Utopie.

Die radikale Vermittlung des Daß als realisierend erhellender Einschlag, so das Verwirklichen selber klang und klingt hierbei überhaupt noch nicht in irgendeiner Breite von Anwesenheit vor. Sie wohnt aber durchaus im Dunkel des gerade gelebten Augenblicks, sobald er anfängt, nicht nur ein gelebter, sondern erlebter zu sein, mithin jenes uns Nächste und doch im großen Prozeß uns noch so Ferne betreffend, das genau wegen seiner vollkommenen Nähe-Immanenz mysterisch, ja das Seinsmysterium selber ist und im Weltexperiment seiner aus dem Inkognito herauskommen muß.

Auch hier bewährt sich: es gibt keine Bewegung ohne Materie, keine Materie ohne Bewegung; beide alternieren auch nicht miteinander, sondern Bewegung ist die Verwirklichungsweise der Materie, Materie ist der Verwirklichungsinhalt der Bewegung.

Das bedeutet: Materie in Tendenz und Latenz drückt sich aus als Logikon, also ist nicht nur Bewegung, sondern ein objektiv Logisches ist Attribut der Materie, und das Logikon gehört genau so zur Materie wie ihre Bewegung, bildet mit dieser zusammen erst das einzige Grund- und Universalgesetz der Welt, die materielle Dialektik.

Alle wirkliche Bewegung ist tendenzhaft-latenzhaft unvollendete Entelechie, immer wieder angelegt auf die Realisierung des Daß-Anstoßes im Realisierenden. Dies also ist Experimentum Mundi, nicht nur als eines an der Welt, sondern in ihr, eben das Realexperiment der Welt selber.

Wobei Aufklärung ex fine und die Nähe zum Gesicht zwar noch nirgends als Lösewort, aber überall als Losungswort voranziehen: Natura naturata nos ipsi erimus.