Louise Glück: „Winterrezepte aus dem Kollektiv“

Weder zu laut noch zu leise, eine Poesie des Zwischenraumes … Nobelpreis für Literatur 2020.

Der Gedichtband von Louise Glück: „Winterrezepte aus dem Kollektiv“, Nobelpreisträgerin für Literatur aus dem Jahre 2020, erzählt von einer fernöstlichen Ding- und Sprachsanftheit. Die Gedichte werden im Zusammenhang mit dem „Tao-Tê-King“ von Laotse, mit Karl Kraus‘ Text „Die Sprache“ und Bertolt Brechts „Svendborger Gedichte“ gelesen und besprochen. Weder schweigen noch schreien, sondern sagen und hören scheint die poetologische Devise von Glück zu sein.  

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Abdulrazak Gurnah: „Das verlorene Paradies“

An den Abgründen vorbeigeschrieben … Nobelpreis für Literatur 2021

Wer nach der Bekanntgabe des diesjährigen Literaturnobelpreisträgers nach einem Buch von diesem gesucht hat, wird nur in Glücksfällen ein Exemplar ergattert haben. Abdulrazak Gurnahs Romane und Texte sind im deutschsprachigen Raum schon lange nicht mehr aufgelegt worden und waren zu diesem Zeitpunkt selbst antiquarisch eine Seltenheit. Mit „Das verlorene Paradies“ liegt nun eine Neuauflage der Übersetzung von Inge Leipold vor, die das erste Mal 1996 erschienen ist. Der Roman behandelt die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Tansania. Der Protagonist ist Yusuf, dessen Aufwachsen und Erwachsenwerden zwischen Gewalt, Einsamkeit, Verzweiflung und Sprachlosigkeit beschrieben werden. Das dominierende Problem lautet Geld, und um Geld geht es auch, als Yusuf am Anfang des Romans von seinen Eltern als Pfand einem Händler namens Aziz überlassen wird. Gleich zu Anfang des Romans wird also klar, dass die Umstände wenig Raum für Besinnlichkeit, Romantik und Sanftheit lassen.

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Kazuo Ishiguro: „Klara und die Sonne“

aus Liebe zu den Dingen … Spiegel Belletristik-Bestseller (17/21)

Schon die ersten Zeilen des Romans „Klara und die Sonne“ von Kazuo Ishiguro verweisen darauf, dass man es mit einem besonderen Werk zu tun. Es ist das neueste Buch des britischen Nobelpreisträgers für Literatur von 2017. Eine Stimme erklingt, und sie erklingt sofort als neu, als ungewohnt, als sanft und zurückhaltend. Der Roman beginnt nicht mit einem Paukenschlag. Er drängt sich nicht auf. Ja, man hat beinahe das Gefühl, dass der Roman einen im Grunde nicht einlädt, aus Neugier weiterzulesen. Er reizt nicht. Die Sprache ist spröde. Sie ist einfach. Sie ist beinahe stillos. Sie zielt nicht auf das Hohe, Tiefe, Weite und Bedeutsame. Sie spreizt sich nicht auf. Sie nennt die Dinge einfach, ohne Grund und Notwendigkeit. Sie behauptet sich nicht in einer schnellen und lauten Welt. Sie versucht es nicht einmal. Es ist ein sehr stilles und sentimentales Buch.

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