Charles Baudelaire beschreibt den Dandy in Mein entblößtes Herz mit den Worten: „Der Dandy muss sein ganzes Streben darauf richten, ohne Unterlass erhaben zu sein, er muss leben und schlafen vor einem Spiegel.“ Der Dandy konstituiert eine kulturelle, über den schnöden Alltag erhabene Lebensform. Losgelöst von materiellen Sorgen, physischer Arbeit, gesund und frei, seiner Inspiration blindlings zu folgen, lässt er sich im kulturellen Leben treiben und reflektiert sich ausschließlich in Bezug auf dieses, auf seinen Erfolg, sein Aussehen, auf seinen Ruf und Ruhm in der besseren und gebildeten Weltgesellschaft. Er ist vor allem ein großstädtisches, massengesellschaftliches Phänomen, das sich vom bäuerlichen, einfachen Leben distanziert, eine Existenz, die das Erzähl-Ich in Kim de l’Horizons Debütroman Blutbuch anstrebt:
„Kim de l’Horizon: „Blutbuch““ weiterlesenWer die sozioökonomischen Aspekte des Schreibens leugnet (so prekär sie auch sein mögen), wer sagt, dass es in der Literatur nur um den ästhetischen Ausdruck unsagbarer Abgründe geht, ist ein reiches Kind, das ich schlagen möchte. Was ich sagen will: Ich benutze dich, um aus der schlammigen Klasse herauszuschwimmen, in die ich hineingeboren wurde, um ans Ufer zu schwimmen. An ein Ufer.
Kim de l’Horizon aus: “Blutbuch”