Mein Lesejahr 2021

Für meinen Jahresrückblick hatte ich vor, die Belletristik-Bestenlisten statistisch auszuwerten, nach Themen zu ordnen, nach Erzählfiguren zu sortieren, um auf diese Weise einen Schnappschuss und eine Stilanalyse der bestverkauften Gegenwartsliteratur zu erstellen und durchzuführen. Nachdem ich kurz in mich ging, den Aufwand begriff, der auf mich zukam und wartete, schmolz dieses literatursoziologische Vorhaben dahin. Ich gebe nicht auf, aber schaffe es in diesem Jahr schlicht nicht, mich hierfür aufzuraffen, unter anderem aus dem einfachen Grund, dass die Themenvielfalt nicht sehr groß gewesen ist. Ich werde vielleicht ein andermal über die Themenwahl und Erzählpositionen, über die stilistischen Figuren und Erzähltechniken schreiben, also ein kleines Potpourri erstellen, anhand dessen viele Bestseller-Romane quergelesen werden könnten, so man dies denn wollte. Die Ähnlichkeiten nämlich zwischen ihnen sind interessanterweise nicht sehr klein.

Am Ende jedoch ist jedes Buch, auf diese oder jene Weise, trotz allem eigensinnig und einzigartig. Selbst die plattesten Plagiate, liest man nur genau, lässt man sich nur auf den Schwung und den Stil intensiv genug ein, offenbaren Einblicke und Erfahrungswelten, die überraschen, amüsieren, ja mitunter auch inspirieren können. Bei allem wohlwollenden, Benjaminschen ‚rettenden‘ Lesen haben sich dennoch einige Bücher in diesem Jahr herauskristallisiert, die mir wieder einmal bestätigt und eindrucksvoll vor Augen geführt haben, weshalb Lesen sich so sehr lohnt, und es stets eine wahre Freude ist, sich den Gedanken-, Schreib- und Erinnerungswelten anderer zu öffnen.

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