Mich beschäftigt momentan durchweg das Ingeborg Bachmann-Max Frisch Enigma. Vielleicht nehme ich es nur zum Anlass, um mich durch das Werk von den beiden zu lesen, und mich daran zu erinnern, weshalb die Literatur seit dem ersten Satz in Stiller einen zentralen Stellenwert in meinem Leben erhalten hat. Der erste Satz lautet:
Ich bin nicht Stiller! – Tag für Tag, seit meiner Einlieferung in dieses Gefängnis, das noch zu beschreiben sein wird, sage ich es, schwöre ich es und fordere Whisky, ansonst ich jede weitere Aussage verweigere.
Max Frisch aus: “Stiller”
Kaum lese ich den Satz, möchte ich weiterlesen. Auf seine Art und Weise wird Stiller das Leseerlebnis schlechthin bleiben, wiewohl viele andere folgten. Der Aufruf, nicht mehr still zu bleiben, still zu sein, nicht mehr stillgestellt bleiben zu wollen, sondern von sich und seinem Leben erzählen, all dies evoziert das Ausrufezeichen, der Widerstand, das mutige und fröhliche Aufbegehren gegen den Stillstand. Dazu passend Ingeborg Bachmann:
„Kalenderwoche 26: Lesebericht.“ weiterlesenSo ist die Literatur, obwohl und sogar weil sie immer ein Sammelsurium von Vergangenem und Vorgefundenem ist, immer das Erhoffte, das Erwünschte, das wir ausstatten aus dem Vorrat nach unserem Verlangen – so ist sie ein nach vorn geöffnetes Reich von unbekannten Grenzen.
Ingeborg Bachmann aus: “Frankfurter Vorlesungen”