Bernhard Schlink: „Die Enkelin“

Eine literarische Antwort auf politische Hilflosigkeit … Spiegel Belletristik-Bestseller 45/2021

Bernhard Schlink schreibt mit „Die Enkelin“ den Gegenroman zu Juli Zehs „Über Menschen“, knüpft an Edgar Selges Familiendrama „Hast du uns endlich gefunden“ an und vermittelt im Unmöglichen, was Christoph Hein in „Guldenberg“ nicht gelingt. Er verfällt weder in Bevormundung, Belehrung, noch in resignierter Selbstbeschimpfung wie Heinz Strunk „Es ist immer so schön mit dir“, noch imaginiert er die Versöhnung und Wiederzusammenführung einer auf Grund gelaufenen Ehe wie Daniela Krien in „Der Brand“. Schlinks Roman siedelt sich im Zeitgeist an. Zur Debatte stehen Isolation, Umbruch, das Ende der DDR, Repression, Adoption und Alkoholismus. Wie in allen genannten Büchern spielen die neuen Medien keine oder nur eine Nebenrolle. Die Romane, zu denen auch Schlinks gehört, finden in einer zeitlosen Bundesrepublik Deutschland statt, die irgendwo zwischen dem Ende der 1980er und Anfang der 1990er stehengeblieben ist.  

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