Mein Lesejahr 2022

Wie im letzten Jahr möchte auch dieses Mal kurz vor Neujahr mein Lesejahr Revue passieren lassen und mit meinem letzten Post des Jahres 2022 meine diesjährigen Lesehighlights nennen. Letztes Jahr unterschied ich in den Kategorien „Selbstironie“, „Selbstlosigkeit“ und „Selbstbewusstsein“ sowie ein „Jenseits der Bestseller-Listen“. Dieses Jahr möchte ich in „Vorwärts“ und „Rückwärts“ sowie in „Hoffnungsvoll“ und „Zeitlos“ unterscheiden, um die verschiedenen Erzählhaltungen zu kategorisieren: Jene, die nach vorn schauen, in eine ungewisse Zukunft, und die, die rückwärts schauen, in eine wiederentdeckte, sich aufdrängende Vergangenheit; solche, die die Zeit mittels dialektischer Bilder im Stillstand aufzulösen versuchen, und jene, die sich von der Zeit einfach nicht bange machen lassen wollen.

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Kalenderwoche 30/31. Lesebericht.

Kalenderwoche 30/31. Lesebericht.

Ich habe viel Zeit auf die Recherche nach Rezensionen, Leseberichten und Sekundärtexten über Elfriede Jelineks Romane verwendet. Erstaunlicherweise nicht viel gefunden. Es gibt eine sehr hilfreiche Besprechung von Andrea Geier auf literaturkritik.de gefunden. Der üblicherweise herangezogene Band Realien zur Literatur von Marlies Janz in der Sammlung Metzler über Elfriede Jelinek beinhaltet nicht die Besprechung von Die Kinder der Toten, und Janz hat nur noch, scheinbar, einen sehr schwer zugänglichen Aufsatz über Jelineks letzten Roman geschrieben. So viel dazu.  Ich befürchte einfach, es gibt nicht viele, die dieses Buch gelesen habe, und das finde ich schade. Andrea Geier schreibt in ihrer Besprechung Lob mit Fußtritten anlässlich der Nobelpreisvergabe für Jelinek:

Zu reden wäre über zu vieles: Über das Projekt der “Entmythologisierung” und eine Programmatik der “Seichtheit”, über Wiederholung und Intertextualität als Strukturprinzip, über Lust an der Übertreibung jenseits der Schmerzgrenze, über Trivialität und Alltagsmythen, Ironie, Parodie und die Lust am Kalauer, über Autorschaft, die mit der Gestik des Verschwindens spielt, über Sprachbeherrschung und Sprachüberflutung, vor allem aber über die Entwicklung einer Schriftstellerin, die sich eben nicht nur mit der Welt, sondern zuallererst mit anderen Texten aus vielfältigen Bereichen und mit dem Schreiben auseinander setzt und dabei stets die formalen Möglichkeiten von Genres und Gattungen ausreizt und sprengt.

Andrea Geier: “Lob mit Fußtritten”
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