
Wenige, nur einige Seiten lange Kapitel kondensieren so sehr Geistes- und Denkbemühungsgeschichte wie Immanuel Kants Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe. Dieser Anhang samt seinen Anmerkungen beschließt die erste Abteilung der transzendentalen Analytik in der Kritik der reinen Vernunft und markiert ein atemloses Abwägen, eine Gratwanderung zwischen Tautologie und Ontologie mit schillernden Konsequenzen. Hier verdichtet sich eine Zeit und sattelt um. Gleich einer Schubumkehr wandelt die Leibniz-Wolffsche Philosophie ihr Gesicht und dankt ab, um dem Neuen und Offenen unverminderte Einkehr in das argumentative Denken zu verschaffen. Genau gelesen befindet sich das Amphibolie-Kapitel nämlich in einem Schwebezustand. Es herrscht bereits ein beschwingtes Nicht-Mehr, aber zugleich auch ein banges, unentschiedenes Noch-Nicht. Im Folgenden ein Nachvollzug dieser intellektuellen Implosion und hierfür, vorangestellt, eine kurze Einbettung des janusköpfigen Amphibolie-Kapitels.
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