
Birgit Birnbachers neuester Roman, vier Jahre nach ihrem Ingeborg-Bachmann-Preis von 2019, heißt Wovon wir leben. Er gehört zu den Romanen, die das Umziehen, Zurückziehen von der Großstadt auf das Land thematisieren, von der Entfremdung, Anonymität, Geschwindigkeit des Massendaseins also zurück in die vermeintliche Idylle und Sicherheit eines mehr oder weniger nur in Fragmenten bestehenden, aber erhofft unentfremdeten Gemeinsinns. Juli Zehs Über Menschen, Daniela Kriens Der Brand, Kristine Bilkaus Nebenan, Judith Herrmanns Daheim und auch Leona Stahlmanns Diese ganzen belanglosen Dinge behandeln dieses Thema. Birnbacher legt in Wovon wir leben im Gegensatz zu diesen aber ein besonderes Augenmerk auf den Generationenkonflikt:
„Birgit Birnbacher: „Wovon wir leben““ weiterlesenAusgerechnet [Mutter] musste das sagen, die nie fortfuhr, lebte, etwas Schönes tat. Aber das sagte ich nicht, oder zumindest nicht so. Dann ergab ein Wort das andere, bis sie irgendwann über den Tisch schrie, als ich schon in der Tür stand, sie habe sich für mich halt einmal etwas Besseres gewünscht, als anderen den Hintern abzuwischen, und dass sie einfach nicht verstehe, wie ich mich freiwillig, freiwillig und ohne Not, für »so etwas« entscheiden habe können. Wo ich alles hätte tun können, ja jetzt noch tun könnte.
Birgit Birnbacher aus: “Wovon wir leben”