Das Debüt 2023: Meine Favoriten

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Das Debüt 2023. Meine Favoriten.

Der Blog Das Debüt, auf den Dr. Bozena Badura und Janine Hasse schreiben, lobt den Bloggerpreis „Das Debüt“ für den überzeugendsten literarischen Erstling des jeweils vergangenen Jahres aus. Aus den vielen Einsendungen wird eine Shortlist erstellt, die die teilnehmenden Blogs lesen und besprechen. Die Punktevergabe erfolgt am Schluss und staffelt sich von 5 Punkte für das überzeugendste Debüt, über 3 Punkte und 1 Punkt für die zweit- bzw. drittplatzierten Titel. Wie auch bei meiner Besprechung der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023 und im letzten Jahr für Das Debüt 2022 möchte ich auch dieses Mal meine Punktevergabe so transparent wie möglich gestalten. Selbstredend fällt sie ohnehin vor einem äußerst lese- und erfahrungsspezifischen Hintergrund aus, weshalb ich zusätzlich noch mein Ein Kanon im letzten Jahr erstellt habe, um Gründe zur Annahme an die Hand zu geben, weshalb meine Beurteilungen so und nicht anders für gewöhnlich ausfallen.

Auf der Shortlist stehen dieses Mal fünf Titel:

  1. Tomer Dotan-Dreyfus: „Birobidschan
  2. Viktor Gallandi: „Kaspar
  3. Grit Krüger: „Tunnel
  4. Magdalena Saiger: „Was ihr nicht seht
  5. Jenifer Becker: „Zeiten der Langeweile
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Jenifer Becker: „Zeiten der Langeweile“ (Das Debüt 2023)

Zeiten der Langeweile
Zeiten der Langeweile …   Shortlist von Das Debüt-Bloggerpreis 2023.

Zurückweisung in romantischen Angelegenheiten wird in der Literatur auf verschiedenste Weise verarbeitet. In Johann Wolfgang Goethes Die Leiden des jungen Werther (1774) erschießt sich der gleichnamige Protagonist; wie auch die Protagonistin Marie aus Maria Borrélys Mistral (1930) die Heirat ihres Angebeteten nicht anders ertragen kann, als sich in einem See zu ertränken. Heinrich Bölls Hans aus Ansichten eines Clowns (1963) entschließt sich zu einem Leben als Landstreicher und Straßenmusiker, wohingegen der Ich-Erzähler aus Joseph von Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts (1822) lieber das Weite sucht und so zurück zu seiner Herzensdame findet. In Jenifer Beckers Romandebüt Zeiten der Langeweile verarbeitet die Ich-Erzählerin Mila die Trennung von ihrem Freund Nicki auf radikale Weise. Sie zieht sich aus allen sozialen Beziehungen mehr und mehr zurück:

Zuerst digitaler Detox und dann der Anfang eines analogen, eintönigen Lebens, wo ich in einem unaufgeregten Büro ohne Social-Media-Auftritt arbeiten würde, dem Druck enthoben, ständig irgendjemanden beeindrucken zu müssen. Als mich mein Bruder nach meinen Beweggründen fragte, sagte ich, ich wolle online nicht mehr gesehen werden, Leute nicht mehr online sehen, mich nicht mehr darüber abfucken, warum Nicki mein Selfie nicht geliked hatte, jemand ein Buch publizierte, heiratete, ein Kind bekam, auf die Malediven flog oder darüber, dass ich meine Skin-Care-Routine nie einhielt.

Jenifer Becker aus: „Zeiten der Langeweile“
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