Thomas Hettche: „Sinkende Sterne“                         

Verzagte Polemik und Bauernromantik … SWR-Bestenliste 11/2023

Sinkende Sterne von Thomas Hettche liest sich vor allem als Roman über Romane, als Literatur über Literatur, als das Erzählen übers Erzählen. Diese Verweisstruktur bringt Gefahren mit sich. Umberto Ecos ausschweifendes Das Foucaultsche Pendel oder auch Passagen in Die Insel des vorigen Tages spielen auf der Klaviatur des Zitats und der Permutationen des Gelesenen, also sekundär Erinnerten, und ufern zum Teil aus. Popliteratur insgesamt verliert oft den erzählerischen Rahmen und sprengt alles zugunsten einer kulturellen und universell-gültigen Verweisstruktur auf. Oft bleiben nur Assoziationen, nur Fragmente, Bruchstücke eines Erzählens übrig, so auch bei Hettche in Sinkende Sterne:

Was geschehen sei, als die Frist abgelaufen war, wollte [Marietta] wissen. Ich freute mich so sehr, sie wiederzusehen, dass es mir ganz unnötig schien, jetzt davon zu sprechen. ‚Männer sind sinkende Sterne‘, dachte ich. Isabelle Huppert hat diesen Satz, der mir sofort einleuchtete, vor ein paar Jahren in einem Interview gesagt.

Thomas Hettche aus: „Sinkende Sterne“
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Dietmar Dath: „Dirac“

Unverbindliche Verbindlichkeiten …

Politische Texte gibt es zuhauf. Hierzu zählen politische Traktate, die sich als Roman verkleiden; Aufrufe und Belehrungen, die in Erzählungen eingebunden werden; die Moral von der Geschichte, die den eigentlichen Protagonisten einer Story mimt. Wenig dezidierte und offensiv politische Texte gibt es jedoch, die es mit der Ästhetik ernst meinen und ihren politischen Anspruch ins Formale transponieren, also nicht mit der Tür ins Haus fallen. Dietmar Dath gehört zu solchen Autoren. Anlässlich seiner Nominierung für den Buchpreis der Leipziger Buchmesse habe ich mich durchgerungen, ein vor zehn Jahre gekauftes Buch zu lesen. Es hat den Titel: Dirac.

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