
Nach Juli Zehs und Simon Urbans Zwischen Welten kommt nun ein ähnliches Projekt aus Frankreich auf den Literaturmarkt. Virginie Despentes Liebes Arschloch erscheint nachgerade als dunkles Spiegelbild von Zehs und Urbans Projekt. Hier wie dort schreiben sich eine Frau, ein Mann E-Mails miteinander. Im Plauderton konversieren sie über dieses und jenes. Bei Zeh/Urban hauptsächlich über die Tagespolitik, die Landwirtschaft und die Klimakatastrophe, bei Virginie Despentes über Drogen, das Kulturleben, MeToo und das Alt-Werden. Die Tagespolitik selbst findet auch irgendwie Erwähnung, aber nur nebenher:
„Virginie Despentes: „Liebes Arschloch““ weiterlesenDie Lockdowns haben mir geholfen durchzuhalten. Dieses Virus hat alles auf dem Planeten versaut – und uns, uns hat es geholfen. Ich konnte mich an das alles gewöhnen. Ohne obligatorisches Abendessen in der Stadt, der Alkohol fließt in Strömen, die Leute reden immer lauter, man füllt die Gläser mit Rotem oder goldenen Bläschen, die Leute lachen wegen nichts, begeistern sich am Gespräch, sind eifrig, die Party ist auf dem Höhepunkt, in einer Ecke riecht es nach Gras, das kleine Nachmittagsbierchen, Korken knallen an die Decke, aufgeregtes Geplapper nach der Premiere, man stößt an, die Gläser klingen […]
Virginie Despentes aus: “Liebes Arschloch”