
Der SWR beschreibt mit Bernhard Falcke den neuen Roman von T.C. Boyle Blue Skies als Ökothriller. Der NDR empfindet mit Severine Naeve das Buch eher als unfassbar komisch, wohingegen in der FAZ Andreas Platthaus Boyles Text eher als Familiendrama einer Mutter-Tochter-Beziehung auffasst. Dieses Trias subsumiert das Genre, für das T.C. Boyle bekannt geworden ist, ein selbstkritisches, sentimentales, humoristisch angehauchtes Weltverständnis. In Blue Skies läuft alles auf eine weltweite Katastrophe hinaus:
Die Straße pulsierte. Ein zähflüssiger brauner Matsch floss und kroch dahin, es sah aus wie eine Schlammlawine, nur dass es hier nirgends einen Berg oder auch nur einen Hügel gab, an dem eine solche Lawine hätte herunterfließen können — was also war das hier? Der Wagen kroch im Schritttempo voran, und es fühlte sich an, als wäre sie auf einem Transportband aus lebendigem Fleisch — oder nein, aus Fisch. Jetzt sah [Ottilie] die Augen, tausende Augenpaare, die im Scheinwerferlicht aufleuchteten. Es waren Welse, jawohl, südostasiatische Froschwelse.
T.C. Boyle aus: “Blue Skies”
Inhalt/Plot:
Blue Skies erzählt Episoden aus der Familie Cullen, die aus Ottilie und Frank, als den Eltern, aus Tochter Catherine ‚Cat‘ und Sohn Cooper und dem Familien Hund Dunphy besteht. Sie leben in Kalifornien. Nur Cat hat es nach Florida verschlagen, um dort mit dem Bacardi-Rum-Botschafter Todd ein neues Leben aufzubauen. Nur so richtig aufbauen lässt sich in einer Zeit der Dürre (Kalifornien) und sintflutartigen Überschwemmung (Florida) nicht viel. Die Welt stellt sich zerrissen, aus dem Gleichgewicht, unübersichtlich und aus den Fugen geraten dar:
Ganz, ganz langsam, als balancierte sie auf dem Rand der Welt, kroch sie dahin, bis sie schließlich die nur wenig höher gelegene Straße erreicht hatte, und fuhr weiter. Die Einmündung in die Schnellstraße stand ebenfalls unter Wasser […] Pelikane standen mitten auf der Fahrbahn, ebenso ein klatschnasses, buckliges Ding, möglicherweise eine Nutria, die sie erst anhupen musste, bevor sie sich in Bewegung setzte.
Hauptaugenmerk von Blue Skies liegt auf Cat, der die meisten Kapitel gewidmet sind. Cat sitzt oft allein in ihrem von den Fluten bedrängten Strandhaus und trinkt. Oder sie sitzt etwas weiter in der von den Springfluten geschützten Bar Bobo und trinkt dort weiter, meistens Mojitos. Sie langweilt sich. Sie beschließt, um ihrem Leben und ihrer Online-Präsenz den langersehnten Kick zu geben, eine „Schlangenlady“ zu werden. Sie legt sich eine Python zu, schießt Selfies, wird von Todd bald schwanger und versucht ihre Laufbahn als Influencerin, als Mutter, als Ehefrau unter einen Hut zu bringen. Es gelingt mehr schlecht als recht . Katastrophen reihen sich an Katastrophen.
[Cat] holte das Handy hervor […] und sah auf die Anzeige: 07:13. Sie hatte also [nach mehreren Drinks und Pillen] endlich geschlafen, und das war gut, aber jetzt würde sie sich sofort um die Mädchen kümmern müssen. Sie waren hier, in ihren Babyschalen auf dem mottenzerfressenen Teppich, im Schatten der tragbaren Teakholzbar, die sie gekauft hatte, um die hässliche Kommode zu ersetzen. Aber irgendwas stimmte nicht, irgendwas stimmte überhaupt nicht, ihre Augen mussten sie täuschen, denn nur Tahoe weinte und schrie, und Sierra war in eine gemusterte, schimmernde Decke gehüllt, die gar keine Decke war.
Im wüstenähnlichen Kalifornien überschlagen sich die Ereignisse ebenfalls. Cooper, begeisterter Biologe und Insektenforscher, zieht mit seiner Freundin Mari los, um Zecken zu zählen, die in ihrer Zahl, wie alle Insekten, bedenklich geschrumpft sind. Sie finden zuerst keine und kehren in einer auf halbem Wege liegenden Bar ein, tanzen, trinken, als plötzlich ein Bienenschwarm die Gäste angreift. Cooper fackelt nicht lange und fängt als geübter Insektologe und „Bug boy“ die Bienen ein. Cooper, Held des Tages, beschließt den Bienenschwarm seiner Mutter zu vermachen. Zuhause merkt er, dass die Zeckensuche doch nicht vergebens geblieben ist:
[Cooper] stand vom Sofa auf, nahm seinen Teller, stellte ihn in der Küche in die Spüle und ging ins Badezimmer, um noch etwas Zinkoxid auf die Bienenstiche aufzutragen, die schon wieder zu jucken begannen. Erst als er vor dem Spiegel stand und die eine Schulter nach vorn bog, um die Stiche auf dem Rücken zu begutachten, bemerkte er den dunklen Punkt auf seinem rechten Unterarm. Er dachte, es sei ein Leberfleck oder ein Dreckspritzer, doch als er mit dem Finger darüberfuhr, spürte er, dass das Ding fester zugriff, und sein erster Gedanke war: Mari wird sich freuen.
Auch dieser Zeckenbiss endet in einer Katastrophe. Die Geschichte der Cullens findet keine Ruhe. Regenstürme, Hurricanes in Floria, Brände und Dürre in Kalifornien, dazwischen Heiraten, Geburten, Krankenhausaufenthalte, Hitzeschläge, Untreue, Nachbarschaftsstreitigkeiten – wohin das Auge sieht, Probleme häufen sich an. So richtig nämlich gelingt den Cullens nichts. Alle streiten sich. Selbst die Haustiere kommen nicht miteinander klar, wie Cat feststellt, als sie der ersten Python eine zweite Python zugesellt:
[Cat] bemerkte nicht, was sich im Terrarium ereignete, denn all das war angesichts dieser Nachricht [von Coopers Unfall] vollkommen bedeutungslos, und sie sah sich bereits nach Hause fliegen, denn das würde sie tun, ganz gleich, was Todd dazu sagte. In den Tiefen des Terrariums, wo die Wärmelampe glühte und die Wasserschale unter Willie II., der sich auf sie stützte, ganz leicht erbebte, spielte sich eine urtümliche Szene ab: Die größere, ältere Schlange, die mit dem kräftigeren Muster, klappte gerade den Unterkiefer auf und verschlang die kleinere — Willie I.
Es läuft auf einen alles vernichtenden Showdown hinaus. In Blue Skies verschlingt wie die ältere Schlange die jüngere die Welt mit Haut und Haaren die Cullens, die sich aber im Gegensatz zu Willie I. mit allem, was sie haben, gegen ihr vermaleidetes Schicksal stemmen. Insbesondere Ottilie und Cat geben nicht auf. Als Mütter fühlen sie sich gegen alles, was die Welt ihnen entgegenwirft, gewappnet:
[Cat] ließ [den Bootsmotor] aufheulen, die Vibration floss durch den Drehgriff in ihre Fingerspitzen, ihre Hand, ihren Arm, sie war Herrin seiner Kraft, und sie stellte sich Kalifornien vor […] kein Strand, keine Wellen, kein Regen, keine Fäule. Sie waren jetzt auf der überschwemmten Straße, glitten durch das Wasser und sahen nach vorn, als das Haus hinter ihnen mit einem Geräusch, das wie der Applaus am Ende eines Konzerts klang, in sich zusammenbrach.
Stil/Sprache/Form:
Die Beispielzitate zeigen eine schnelle, hektische, sich überstürzende Sprache. Die Ereignisse von Cat, Cooper und Ottilie werden in einzelnen kurzen Kapiteln rasch, ab und zu fast stichwortartig abgehandelt. In Episodenform überschneiden sich die Szenen, werden aus dieser und dann aus jener Perspektive behandelt, jeweils in personaler Erzählform. Zudem, um die Ereignisabfolge zu beschleunigen, springt T.C. Boyles Erzählzeit abrupt, sogar an einer Stelle um 6 Jahre. Es handelt sich um eine enorm verkürzte Familiensaga:
Als [Cooper] die Anpassung, die Reha und die Therapie hinter sich hatte, war es wieder Herbst. Alles war versengt. Der Himmel wusste nicht mehr, was Wolken waren. Wasserreservoirs trockneten aus, Brunnen versiegten. An der anderen Küste hatte Cat Zwillinge während eines Hurrikans bekommen: überschwemmte Straßen, umgestürzte Bäume, und seine Mutter hatte sie in einem Boot, das sie auf der Veranda eines Nachbarhauses gefunden hatte, zu dem Wagen rudern müssen, der sie dann ins Krankenhaus gebracht hatte.
Die Beschreibung verweilt nie lange in einer Szenerie. Gesichter, Zimmer, Möbelstücke werden bloß benannt, als Chiffren eingeführt, aber erhalten keine Struktur, keine Anschauung. Sie stehen im Schatten als Silhouette wie die handelnden Figuren selbst, die eher getrieben werden als handeln, die eher flüchten als planen, die weniger an den Herausforderung wachsen als regredieren. Das personale Erzählen gerät so in einen Widerspruch. Das Innenleben Ottilies, Cats und Coopers findet im Unbewussten statt. Es dringt nicht auf die Ebene der Dialoge und inneren Monologe:
[Cats] Handy steckte in der hinteren Tasche ihrer abgeschnittenen Jeans, aber es erschien ihr so weit entfernt, so schwer und klobig, so umständlich, dass sie nicht die Energie aufbrachte, es hervorzuholen. Der Schlaf, der sie umfing, war absolut, ein schwarzes Loch, das ihren Körper, ihren Geist und alles in ihrer Umgebung vollkommen einsaugte, und ob sie lebte, ob sie träumte — sie wusste es nicht.
Eine auktoriale Erzählinstanz hätte den Figuren vielleicht mehr Kohärenz, mehr Zusammenhang und Kontext verleihen können. Sie selbst, ihren eigenen Gedankenwelten überlassen, sinken oft ins Kursorische herab, wissen weder ein noch aus und verzweifeln einfach nur noch an sich und ihren Mitmenschen und beginnen zu trinken. Derselbe formale Widerspruch existiert in den Naturbeschreibungen. Blue Skies bezieht seine Intensität aus dem Mensch-Natur-Konflikt. Statt aber den natürlichen Prozessen eine Eigendynamik zu verleihen, werden diese eher mit aus der Technik bekannten Bildern verglichen. So wird das Unbekannte, Fremde etwas Bekanntes und zugleich Gefährliches, ohne dass dieser Widerspruch eine Auflösung fände:
[…] Der Wind war allgegenwärtig und fegte zischend und brausend wie eine einfahrende U-Bahn über das Haus hinweg.
[…] Diesmal war das Feuer mitten in der Nacht gekommen, eine gewaltige Flammenkette, die fauchend wie eine startende Rakete durch das Buschland gerast war.
[…] die Ähren der Grashalme wiegten sich wie hundert Millionen Streichholzköpfe, die nur auf die Entzündung warteten.
Auf diese Weise erscheinen die kolossalen Naturprozesse wie Springfluten, Insektensterben, Flächenbrände, Hurricanes weniger beängstigend und fremd und erhalten, in dieser Hinsicht konsequenterweise, auch wenig Aufmerksamkeit in Blue Skies, das hauptsächlich von klischeebehafteten Beziehungsproblemen und zwischenmenschlichen Streitigkeiten handelt und weniger vom Versuch, in einer aus den Fugen geratenen Welt zu überleben.
Kommunikativ-literarisches Resümee:
Blue Skies apokalyptisches Szenario erinnert stark, insbesondere in den Wüstensequenzen, an Das letzte Gefecht von Stephen King, aber auf seine reduzierte Art und Weise an die Oktopus-Saga eines Dirk Rossmanns. T.C. Boyle mischt dies ab mit etwas, teilweise, längeren Sätzen und einer rhythmisch besser abgestellten Prosa, die weniger die Sprache zerhackstückt, als sie ins Leere laufen lässt. Nur sehr selten gelingen Boyle intensive, sprachlich verdichtete Stellen, die etwas von der Atmosphäre der Szenerie einfangen, ohne ins rein Denotative zu verfallen:
Als sie oben angekommen waren — Kameras filmten, Stimmen riefen, die Nacht zerbrach in spitze Scherben aus Licht und Schatten, und die Verandalampe hing über ihnen wie ein grinsender Schädel —, wurde plötzlich die Tür geöffnet, und zu ihrem Erstaunen sah sie Stoneman, dessen Brust und Schultern die Türöffnung ausfüllten.
Die „spitzen Scherben aus Licht und Schatten“ geben der pressierenden Situation eine Dringlichkeit und Undurchschaubarkeit, die Blue Skies nur selten erreicht. Es zielt im Gegensatz zu King auch nicht auf Spannung ab, selbst nicht, als Cat einem Alligator auf der Straße begegnet. Boyle lotet die Situation nicht aus. Er eilt über sie hinweg. Blue Skies zielt aber auch nicht auf Detailfreude, auf Komplexität wie Jonathan Franzen in Crossroads, dem ersten Teil der geplanten Trilogie Ein Schlüssel zu allen Mythologien, ab. Ohne die reißerischen Aspekte überzubetonen, hat Boyle eher etwas mit Frank Schätzings Der Schwarm Vergleichbares geschrieben:
Die [die sich wehrende Lebensformen] Yrr bekämpfen uns, aber halten sie uns für intelligent? – Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt. Was immer wir hier tun: Eine Annäherung an die Yrr wird uns nicht gelingen, solange wir unser Werteverständnis als Nabel der Welt und des Universums betrachten. Wir müssen uns auf das reduzieren, was wir de facto sind -eine von unzähligen möglichen Lebensformen ohne besondere Ansprüche an das große Ganze.
Frank Schätzing aus: “Der Schwarm”
Insbesondere setzt Boyle dies poetologisch um. Seine Prosa besitzt keine Ansprüche auf das große Ganze. Sie bemüht sich weder um Konsistenz noch Kohärenz. Sie plätschert wie der Dauerregen in Cats Florida vor sich hin oder zirpt wie die Grillen im dürren Kalifornien von früh bis spät. In einem Interview sagte T.C. Boyle:
„Literature can be great in all ways, but it’s just entertainment like rock’n’roll or a film. […] The beauty of the language, the characterisation, the structure, all that’s irrelevant if you’re not getting the reader on that level — moving a story. ”
T.C. Boyle aus: “Peter Wild interviews TC Boyle“
(Literatur kann in jeder Hinsicht großartig sein, aber sie ist nur Unterhaltung wie Rock’n’Roll oder ein Film. […] Die Schönheit der Sprache, die Charakterisierungen, die Struktur, all dies bleibt irrelevant, solange das Publikum nicht ergriffen wird – durch eine Story.)
In Blue Skies scheint er von diesem Vorhaben abgewichen zu sein. Die hastigen Sequenzen ergreifen nicht. Sie reihen sich aneinander. Menschen finden zusammen, gehen auseinander. Wunden entstehen, Wunden heilen. Alles könnte anders sein und ist doch vorhersehbar. In Blue Skies überrascht nichts, aber es entwickelt sich auch nichts. Die Bilder, Situationen, implodieren einfach, platzen wie Seifenblasen, hinterlassen höchstens einen kurzen Sprühregen an Assoziationen, bevor sie sich ins Nichts verlieren:
In der Hölle, hieß es, war es heiß, aber war es in ihrem Zentrum nicht sehr, sehr kalt? [Cat] war kurz davor, die Kontrolle über ihre Beine zu verlieren — oder wie eine Rakete durch die Decke zu schießen und diesen ganzen unerträglichen Mist hinter sich zu lassen …
Es ist nicht klar, wie die Hölle heiß und im Zentrum zugleich kalt sein kann, und wie die Kontrolle mit den Beinen im Zusammenhang mit einer durch die Decke schießenden Rakete steht. Es scheint auch nicht wichtig. T.C. Boyle versucht in Blue Skies an aktuelle Themen anzuschließen. Wenn die bloße Nennung von Begriffen wie Klimawandel, Insektensterben, Überschwemmungen, frittierte Heuschrecken und Grillenmehl reicht, dann ist es ihm auch durchaus gelungen. Eine sprachlich zugängliche Welt erschaffen oder beschrieben, hat er mit Blues Skies jedenfalls nicht.
tl;dr … eine Kurzversion der Lesebesprechung gibt es hier.
Nächste Woche am 04. Juli 2023 auf Kommunikatives Lesen:
Die Wiederentdeckung von Maria Borrélys 1930 erschienen Roman Mistral.
Eine Kurzversion der Besprechung und noch andere aktuelle Kurzrezensionen findet sich vorab bereits hier.
Puh, sich über Zecken zu freuen… und „ Eine sprachlich zugängliche Welt erschaffen oder beschrieben, hat er mit Blues Skies jedenfalls nicht.“ … ich glaube, das hört sich nicht nach der richtigen Lektüre für mich an. Aber wie immer danke für den informativen Beitrag – ist ja auch immer gut zu wissen, wenn man von etwas die Finger lassen sollte. 😉 Herzliche Grüße und eine gute restliche Woche!
Ja, es ist ein seltsames Buch, etwas verquast, würde ich sagen, nicht in die Figuren hineingearbeitet. Es bleibt sehr weit entfernt von allem. Am stärksten hat mich die Szene mit dem Krokodil auf der Straße beeindruckt. Es ist aber mein erstes Buch von Boyle, andere haben bestimmt mehr von ihm gelesen und einen besseren Zugang. Ich dachte, ich lese irgendwann “Sprich mit mir” – hast du schon ein Buch von ihm gelesen? Dir auch eine tolle Woche!!
Ich habe vor vielen, vielen Jahren „Riven Rock“ im Original gelesen, aber ich muss gestehen, dass nach wohl mehr als 20 Jahren, leider nicht mehr viel bei mir hängen geblieben ist…
Ich meinerseits werde das Gefühl nicht los, “Wassermusik” gelesen, angelesen, oder fertiggelesen zu haben, aber ich erinnere mich nicht mehr. Es ist verrückt, wie selektiv manches erinnert wird. Boyle ist mir immer ein Begriff gewesen, nur weiß ich nicht wofür … 🙂
Für mich hört sich das ziemlich stressig an. Ich glaube nicht, dass mich das Buch begeistern könnte, vor allem, weil du schreibst, dass die Szenen nicht ergreifen – das hätte ich nämlich schon gern. 🙂
Nein, das ergibt sich bei “Blue Skies” gar nicht, leider. Die Nähe zur Familie geht völlig durchs disparate Hin-und-Her-Springen verloren, auch hat Boyle keine Figuren gewählt, die einem wirklich ans Herz gehen. Die Familie ist schon ein wenig durch den Wind und durchgeknallt. Ergreifend ist die Rettung der Tochter – aber je stärker ich darüber nachdenke, desto weniger erschließt sich mir der Sinn für das Buch, den Text, das Setting, die Personage … aber gab es diese ergreifenden Szenen in anderen Boyle Büchern? Viele Grüße!
Immer wieder habe ich in der Vergangenheit versucht, mir T.C.Boyle zu erschließen, zumal Kritiker, auf deren Urteil ich etwas gebe, ihn fast schwärmerisch priesen.
Warum das nie gelungen ist, erklärst du mir in dieser Rezension. Du benennst alles, was ich bei Boyle vermisst habe oder was mich störte.
Vielleicht sollte man Annäherungsversuche irgendwann aufgeben, wenn sich immer wieder zeigt, dass etwas Grundlegendes nicht passt.
Ich bin ebenfalls irritiert – meine Forschung stieß ins Leere, meine Auffassungsversuche tappten im Trüben – ich verstand nicht einmal den Beobachtungsstandpunkt, also, aus welcher Perspektive dem Erzähler das Geschehen nahegeht. Ich könnte nicht einmal sagen, welchen Eindruck ich genau von dem Buch erhalten habe. T.C. Boyle hat mich sehr ratlos zurückgelassen. Müsste ich raten, würde ich behaupten, ihn interessierte die Familie Cullen schlichtweg nicht. Was selbstredend seltsam ist, wenn er sie zum Personal seines Romanes erhebt. Es hat etwas Absurdes und vielleicht war das gewollt … ja, vielleicht sollte ich auch die Annäherungsversuche aufgeben, andererseits, ich lese ja so viel Zeugs 🙂 Mich würde es sehr freuen, wenn meine Rezension etwas zur Klärung deines Eindrucks von ihm beigetragen hat. Mehr kann ich ja nicht einmal für mich selbst wünschen 🙂 Fröhliche Grüße!
Ja, das hast du. Wenden wir uns also anderen AutorInnen zu, deren Sender ein bisschen mehr auf unsere Antenne ausgerichtet ist. Die Welt ist voll von ihnen.