Helga Schubert: „Der heutige Tag“

Der heutige Tag
Selbstsuche unter Belastung, Liebe und Freiheitswunsch … Spiegel Belletristik-Bestseller (05/2023)

Tod und Krankheit kommen auf diese oder jene Weise fast in allen Romanen vor. Selten jedoch stehen sie völlig im Zentrum des beschriebenen Geschehens. Sie fungieren eher als Rahmen, als Randbegleitung, als eine Form der conditio humana, ein Schatten, der akzeptiert wird, ohne ihn völlig integrieren zu können. Derlei Versuche werden dennoch manchmal erneut unternommen. Hermann Brochs Roman Der Tod des Vergil und Arnold Metzgers philosophisches Hauptwerk Freiheit und Tod gehen dem Verschwinden dieser einer ganzen Welt nach, die mit Krankheit und Tod eines Menschen einhergehen. Helga Schubert geht mit ihrem neuesten Buch Der heutige Tag einen Mittelweg. Weder literarisch-poetisch noch theologisch-philosophisch erzählt die Ich-Erzählerin von ihrem Alltag, der hauptsächlich daraus besteht, eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung für ihren todkranken Ehemann Derden zu leisten:

Ich brachte Derden etwas zu trinken, leerte den Urinbeutel, der am Bett hing, sagte, dass ich nebenan noch schreibe und immer kommen würde, wenn er klopft, schaltete die Nachttischlampe aus, setzte mich auf seine Bettkante, zog das Deckbett über seine schmaler gewordenen Schultern, streichelte seinen Kopf, küsste seine Schläfen, seine Augenlider, er hatte sie schon beruhigt geschlossen, dann ging ich die zwei Stufen zurück zu meinem Arbeitsplatz.

Helga Schubert aus: “Der heutige Tag”

Inhalt/Plot:

In Der heutige Tag verschmelzen drei Beschreibungsebenen. Aus der Erzählgegenwart heraus reflektiert sie über ihre Ehe, über Leben und Tod und beginnt sich an die nahe und lang zurückliegende Vergangenheit zu erinnern. Sie geht die alten Erinnerungen durch, das Zusammenkommen mit ihrem Ehemann, die schwierige Anfangsphase, denn beide, die Ich-Erzählerin und er, führten bereits jeweils eine Ehe, aus denen auch Kinder hervorgegangen sind. Gemeinsame Kinder haben sie nicht. Die Ich-Erzählerin versucht nun alte und frische Erinnerungen überein zu bringen, nähert sie an, lässt sie ineinander gehen und arbeitet auf diese Weise der einsetzenden Demenz ihres Ehemannes entgegen:

Derden fragt mich nach mir, denke ich erschrocken, er erkennt mich nicht. Ich sage, ich bin doch hier, hier vor dir. Wer bin ich denn, wenn du mich nach mir fragst?
Die Palliativärztin hatte mir bei ihrem ersten Besuch bei uns zuhause prophezeit, vielleicht um mich vorzubereiten: Bald wird er sie nicht mehr erkennen.
Das ist das Schlimmste, dachte ich damals. Dann werde ich nur eine austauschbare Hilfe für ihn sein.
Nicht mehr die Einzige, die unverwechselbare Geliebte.

Ihre 58-jährigen Liebesgeschichte beginnt mit dem Studium der Ich-Erzählerin, nämlich vor 66 Jahren gemessen an der Erzählgegenwart, in der Derden etwa 95 Jahre alt ist. Der fast vierzehn Jahre ältere Derden, zu ihrem Studiumbeginn bereits Uni-Assistent und späterer Betreuer ihrer Diplomarbeit, nutzt das Abhängigkeitsverhältnis jedoch nicht aus. Erst als sie schon als Psychiaterin arbeitet und sie sich auf Augenhöhe bei einem Kongress kennenlernen, wird es ernst:

An dem Abend gingen wir viele Stunden an der Elbe entlang, unten am Wasser, unter den Brücken, und erzählten uns unser Leben, zwei erwachsene, verheiratete Menschen, er 37 und ich 24. Und wir wussten, dass es ernst mit uns wird. Und hielten noch Abstand in dieser Nacht.

Abstand müssen sie halten, da es jeweils einen anderen Menschen in ihrem Leben gibt. Sie ist zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet mit einem Maler, mit dem sie ein Kind bekommen hat. Mit 27 ist sie bereits geschieden und hat eine Affäre mit Derden, von der seine Frau weiß. Sie fahren sogar alle zusammen in den Urlaub. Als sie 33 Jahre alt ist, hat Derden noch immer nicht die Scheidung eingereicht. Sie setzt ihm ein Ultimatum, auf das Derden eingeht. Die Scheidung ist in Anbetracht der Umstände für alle nur noch eine Formsache:

Die gesamte Scheidung hatte wenige Minuten gedauert, Versöhnungstermin und strittiger Termin oder umgekehrt waren der Einfachheit halber zusammengelegt worden, nachdem der Scheidungsrichter erfahren hatte, dass Derden schon seit drei Jahren eine gemeinsame Wohnung mit mir hatte und seine Frau informiert war, wir mit seinen Kindern im Urlaub waren, mit dem Einverständnis der Ehefrau, und sogar auf ihre Terminwünsche eingingen. Sie hatten dann noch zusammen Kaffee getrunken.

Von Derdens erster Frau und Mutter seiner drei Kinder spricht die Ich-Erzählerin kaum. Sie wirkt wie eine Nebelgestalt hinter den Ereignissen. Auch der Kontakt zu den Kindern bleibt in den darauffolgenden Jahren eher spärlich. Derden und sie heiraten drei Jahre nach seiner Scheidung und ein Jahr nach ihrer Krebserkrankung und pendeln zwischen ihrer Berliner Wohnung und einem Haus in Mecklenburg, wo sie beide in aller Abgeschiedenheit malen und schreiben können. Nur am Rande wird von den Tätigkeiten der DDR-Staatssicherheit gegen die Ich-Erzählerin berichtet und vom Ende der DDR, und auch nur am Rande kommen die Kinder der beiden zur Sprache:

Wir haben uns verantwortlich für die Kinder verhalten, aber langfristig gelebt hat nur mein Sohn bei uns, bis zu seinem 22. Lebensjahr, dann heiratete er und zog aus. Derdens große Tochter lebte nur ein Jahr wegen der Lehre bei uns, dann ging sie zum Studium in eine andere Stadt und gründete eine Familie, und sein Sohn lebte auch nur ein Jahr bei uns, weil seine Mutter ihn mit 17 aus dem Haus warf, aber mit 18 wieder aufnehmen musste, weil er sich bei ihr zwangseinweisen ließ; das gab es in der DDR. Seitdem wohnt er bei ihr, seit 47 Jahren.

Von Derdens Kindern erhält die Ich-Erzählerin keine Hilfe. Auch das weitere Umfeld hält sich bedeckt. Die Betreuung bleibt ganz und gar ihre Aufgabe. Selbst bezahlte Hilfe findet sie nur selten und unter erschwerten Bedingungen. Lesungen, Einladungen kann sie kaum wahrnehmen. In dieser Situation nun, die lang und kurz zurückliegende Vergangenheiten sind zusammengeführt, sieht sie sich mit dem Dilemma konfrontiert, für ihren 95-jährigen Ehemann immer da sein, aber auch ein eigenständiges Leben führen zu wollen. Aus diesem Zwiespalt speist sich die ganze sprachliche Energie von Der heutige Tag:

Schlechtes Gewissen, wenn ich an mich denke.
Und Selbstbehauptung.
Gar nicht der Wunsch, aber doch das befreite Gefühl, schon beim Gedanken, dass eine Zeit kommen könnte, in der ich über mein Leben verfügen kann.
Und mein inneres Verbot, über positive Folgen seines Todes nachzudenken.
Der Wunsch, in der Nähe der Familie meines Sohnes zu wohnen, und die Furcht, so hilfsbedürftig und abhängig, wie Derden jetzt ist, selbst einmal zu werden.

Die Erzählgegenwart hat nun die Tiefe und Weite der geteilten und gemeinsamen Geschichte erhalten. Die Ich-Erzählerin bewahrt all das auf, geschrieben, gesprochen, was ihr Partner nach und nach und immer mehr vergisst.

Stil/Sprache/Form:

Es ist möglich, Schuberts Roman Der heutige Tag zu den autofiktionalen Texten zu zählen und die Ich-Erzählerin mit der Autorin glattweg zu identifizieren. Nur besagt diese Kategorie zu wenig. Derden und sie, alle Figuren bleiben eher im Hintergrund. Was Der heutige Tag vor allem leistet, ist einen Zwiespalt zu erforschen, ihm nachzuspüren, ihn sprachlich, indem er nachgezeichnet wird, zu besänftigen. Schuberts Buch lässt sich vor diesem Hintergrund vielmehr als Beichte, als Bekenntnisbuch und Erbauungsliteratur begreifen. Sein Untertitel lautet konsequent auch „Ein Stundenbuch der Liebe“ und nicht „Roman“, und dieses steht als privates Andachtsbuch Predigten und Gebeten näher als einer Erzählung und wie auch sein teilweise hymnischer Ton:

Nun sehe ich [Derdens] Bilder und erkenne – oder projiziere es vielleicht auch hinein – den märchenhaften Ton, die Heiterkeit, die von Anfang an da waren, die ich in den ersten Jahren aber so beschwerte. Nun, wo die Glasglocke [die DDR] weg ist, das ganz normale Chaos über uns alle hereingebrochen, jetzt sind die Bilder in meinen Augen Huldigungen an das, was eben auch immer da war und da ist: eine Huldigung, das alte, altmodische Wort Huldigung ist hier am Platze, eine Huldigung an die Schönheit der Natur, eine große Dankbarkeit, eine Beschwörung, ganz ohne Anklage, eine Huldigung an die Schöpfung, ich weiß, was ich damit sage.

Autofiktional greift hier also zu kurz. Weder liegt das Augenmerk auf der Biographie noch auf dem geschichtlichen Kontext noch auf Ereignissen oder psychischen Konflikten der handelnden Figuren. Schuberts Der heute Tag erinnert stark an Meister Eckharts Mystische Schriften, an diese Gebete, die außerinstitutionell um 1300 angefertigt wurden, und wie Schubert das Allein-Sein, das Abgeschieden-Sein reflektieren, problematisieren, aber auch als notwendige Voraussetzung begreifen, um zurück in die Welt, zurück zu den Menschen und ein neues, tieferes Glück zu finden:

Halte dich abgeschieden von allen Menschen, halte dich rein von allen eingezogenen Bildern, befreie dich von alledem, was Unfall, Haft und Kummer bringen kann, und richte dein Gemüt allzeit auf ein tugendhaftes Schauen, in dem du Gott in deinem Herzen trägst als stetes Ziel, von dem deine Augen niemals ablassen; und was andere Übungen angeht, als Fasten, Wachen, Beten, die richte darauf als auf ihren Zweck und habe so viel davon, als sie dich fördern können, so erreichst du das Ziel der Vollkommenheit.

Meister Eckhart aus: “Mystische Schriften” [Übers. v. Gustav Landauer]

Der heutige Tag reiht kurze Anekdoten aneinander, ergeht sich in vielen Reminiszenzen und befasst sich mit ähnlichen Konstellationen in anderen Ehen. Der Ton bleibt dabei durchweg lakonisch, trocken und findet selten eine literarische Spannung. Es handelt sich eher um eine Zwiesprache mit Gott, mit dem Gewissen, mit irdischen und jenseitigen Ansprüchen, mit ethischen, psychologischen Zwängen und Gelöbnissen, die jovial austariert, in Schwebe gehalten werden. Eine harmonische Lösung verunmöglicht sich durch das abgeschiedene Leben. Die Ich-Erzählerin und Derden sind auf dem Lande auf sich allein gestellt:

Wir hatten kurz zuvor unser Testament aufgesetzt und unterschrieben, weil wir beide, dachten wir, an den Tod denken mussten, auch wegen unserer vier Kinder, die nicht unsere gemeinsamen sind, und weil wir nicht wussten, wer von uns beiden übrig bleiben würde nach dem langen gemeinsamen Leben, weil wir nicht wussten, ob es der Übriggelassene aushalten würde, hier in der Einsamkeit, in der Stille eines abgelegenen Hauses, in einem zuwuchernden Garten.

Mit sehr einfachen Worten, sehr unkomplizierten Sätzen, mit leicht lesbaren Anekdoten geht Schubert auf Spurensuche. Sie wählt eine klare, harte Sprache, abgeklärt, distanziert, die sie an keiner Stelle in ihrem Stundenbuch der Liebe aufgibt. Sie bleibt verschlossen, aber dennoch offen, also leutselig gegenüber einer kalten, egoistischen Welt, die für sie nur ein Teil von einer größeren, himmlischeren, weiteren und herzlicheren ist:

Dieser [Neujahrs-]Segen kam von Franziskus nicht, aber er sagte etwas, das mein Herz berührte: Er sprach von der durch Gleichgültigkeit verschmutzten Welt. Dieser Mensch in seinem weißen Mantel und seiner runden Kappe aus seinem kleinen Fenster drückte genau aus, viel genauer, als ich es bisher ausdrücken konnte, was mich so traurig macht: Es ist die von Gleichgültigkeit verschmutzte Welt. Ich wollte nur noch um Derden trauern, nicht mehr um mich.

Lakonismus ohne Larmoyanz, Kritik ohne Urteil, Trauer ohne Schuldzuweisung, Schmerz in der Liebe und Liebe im Schmerz, all dies vereint Helga Schubert, ohne je die Hoffnung zu verlieren. Sie liegt unverbrüchlich im Zusammenhang, im Sonnenschein, im Miteinander von Tier und Mensch. Sie spricht über Birken, Blumen, Wiesen und Holz, Jahreszeiten und Alter, Urinbeutel und Altersgebrechen ohne Unterschied. In all dem spiegelt sich die Hoffnung wider, die Hoffnung, dass nichts vergeblich ist, nichts vergeblich bleibt, sie nur nicht den Glauben verlieren darf:

Jedes Jahr brütet eine Amsel schrägoben hinter mir über dem Fenster meines Arbeitszimmers. Einmal wachte ich von einem dumpfen Laut auf, da lag sie mit ihrem lackglänzenden Gefieder wie tot, ich blieb neben ihr stehen, damit die Katze sie nicht entdeckte, berührte sie zärtlich mit einem kleinen Zweig, sie sah mich an, konnte sich aber nicht bewegen, als sie sich dann aufrichtete, stand, wegflog, umarmten wir uns, Derden und ich, eine Auferstehung.

Kommunikativ-literarisches Resümee:

Die Ähnlichkeit zu Meister Eckhart beschränkt sich aufs Inhaltliche, auf die Perspektive. Schubert bietet keine Theologie an. Sie erzeugt keine reflektorischen Zusammenhänge. Sie lässt sich in den Assoziationen treiben, zeichnet auf, gibt sich den einströmenden Gedanken wie eine Dichterin hin. Insofern erinnert Der heutige Tag mit seinem Untertitel ganz zurecht an Rainer Maria Rilkes Das Stunden Buch, auch in diesem zielt die Sprache auf das Bleibende, das über den Tod hinaus Bestehende und möchte es halten und fassen wie im Buch von mönchischem Leben:

Mein Leben ist nicht diese steile Stunde,
darin du mich so eilen siehst.
Ich bin ein Baum vor meinem Hintergrunde,
ich bin nur einer meiner vielen Munde

und jener, welcher sich am frühsten schließt. Ich bin die Ruhe zwischen zweien Tönen,
die sich nur schlecht aneinander gewöhnen:
denn der Ton Tod will sich erhöhn –

Aber im dunklen Intervall versöhnen
sich beide zitternd.
Und das Lied bleibt schön.

Rainer Maria Rilke aus: “Das Stunden Buch”

Der Klang, der Ton, der Tod, alles vermischt, verbrüdert und verschwistert sich. Das Leben zeigt sich als Rhythmus, als Tanz, auch für die Ich-Erzählerin in Der heutige Tag, die dem Tod trotz allen Glaubens ein Schnippchen schlagen möchte und die Amsel vor der Katze beschützt. In Vom Aufstehen erzählt Schubert ebenfalls von einem Vogel, dort ein Wellensittich, der einen Brand überlebt und sie beobachtet:

Aber als das alte Haus noch als Ruine aufragte, noch nicht dem Erdboden gleichgemacht, mit dem eingestürzten schiefen Rohrdach, den verkohlten geschienten Dachbalken, dem neuen gemauerten Schornstein, den in der Brandhitze geplatzten Fensterscheiben, saß eines Tages vor diesem Schafstall, denn er hatte ein Ziegeldach und keines aus Rohr und war darum zu löschen gewesen, auf einem angebrannten Weidenbaum, ein Wellensittich. Und sah zu uns herüber.
Ein vollkommen absurdes Bild. Er rührte sich nicht.
Wie sich später herausstellte, hatte er die Sprache verloren.

Helga Schubert aus: “Vom Aufstehen”

Helga Schubert schreibt in Der heutige Tag gegen das Vergessen, gegen das Aufgeben, gegen den Hoffnungsverlust. Sie will alles behalten, nichts verdrängen, alles zur Sprache kommen lassen, jeden Zweifel, jeden Unmut, jede Freude, jede Träne. Sie mischt alles zusammen. Es ergibt sich kein literarisches Ganzes. Das Buch bleibt ein Mosaik, eine Sammlung von kleinen Hoffnungsgebern, und gleicht hierin Marianne Lekys Kummer aller Art und Elias Canettis Fragment gebliebenes Das Buch gegen den Tod. Das Wichtige, so Schubert, lässt sich sehr einfach, in ungeschminkter, unverschnörkelter Art und Weise sagen:

Dass es diese Welt des Lebens überhaupt noch gab, hatte die Mutter ganz vergessen. Sie überlegte, was sie in dieser Welt des Lebens noch anderes Tröstliches machen könnte, kaufte sich einen Farbtopf mit roter Farbe und einen breiten Pinsel und schrieb damit an die Scheune gleich gegenüber ihres Hauseingangs den Satz »Der Tod hat nicht das letzte Wort.« Sie fegte die Scheune aus, machte einen Anschlag im Ort mit der Einladung an alle, die einsam oder traurig waren, jeden Sonntag um 15 Uhr in die Scheune zu kommen und dort einen Kaffee zu trinken.

Helga Schuberts Der heutige Tag lässt sich als freundliches Protokoll dieser Art Treffen verstehen. Alle dürfen reden. Niemand muss, aber keiner bleibt mit seinen Schmerzen und Ängsten allein.

tl;dr … eine Kurzversion der Lesebesprechung gibt es hier.

Nächste Woche am 22. August 2023 auf Kommunikatives Lesen:
Bespreche ich Terézia Moras Das Ungeheuer als Vorbereitung auf ihren demnächst erscheinenden neuen Roman Muna oder Die Hälfte des Lebens .
Eine Kurzversion der Besprechung und noch andere aktuelle Kurzrezensionen findet sich vorab bereits hier

12 Antworten auf „Helga Schubert: „Der heutige Tag““

  1. Christiane – Home of abc.etüden ;-) Christiane lebt im Süden Hamburgs, hat einen bunten Schreib-/Gedichte-Blog und einen Regenblog und schreibt, fotografiert und liest gern ;-) https://365tageasatzaday.wordpress.com/ https://regensucherin.wordpress.com/
    Christiane sagt:

    Spannend, was du da alles herausliest, und auch der Brückenschlag zu Rilke. Werde ich gern lesen, wenn es mir über den Weg läuft. Danke dir.
    Nachmittagskaffeegrüße 🌤️🌻🌳🌼☕

    1. Alexander Carmele – Ich lese gern, reise viel, laufe Langstrecken, studiere, lerne und bin wissbegierig und interessiert an neuen Erfahrungswelten. Studiert, am Arbeiten, Hobbydenker, Freizeitsportler, offen für moderne Unterhaltung aller Art. Germanistik, Physiker, und blogge herum.
      Alexander Carmele sagt:

      Es ist ein stark berührendes Buch, das tief in die Empfindungswelt, in das Verpflichtet-Sein hineinschaut. Meister Eckhart und Rilke passten einfach zu gut, auch ein Kierkegaard, aber ich folgte dem Textnahen zuallererst. Es liest sich sehr leicht, trotz der Schwere. Ich bin mir sicher, es gefällt dir! Viele Grüße (im leichten Kaffeeschock befindlich 😀 )

    1. Alexander Carmele – Ich lese gern, reise viel, laufe Langstrecken, studiere, lerne und bin wissbegierig und interessiert an neuen Erfahrungswelten. Studiert, am Arbeiten, Hobbydenker, Freizeitsportler, offen für moderne Unterhaltung aller Art. Germanistik, Physiker, und blogge herum.
      Alexander Carmele sagt:

      Ja, Helga Schubert vermag es die absonderlichen Kontexte miteinander zu verweben. Ich denke, das zeichnet sie auch – selbst über Urinbeutel geht ihr Lyrismus leichterhand hinweg 😀

  2. Ich mag, wie du das Buch gelesen hast, und finde die Verweise sehr interessant. Immer spannend, wie unterschiedlich man Texte wahr- und auseinandernehmen kann.

    „Lakonismus ohne Larmoyanz, Kritik ohne Urteil, Trauer ohne Schuldzuweisung, (…)“ – das fand ich auch besonders schön! 🙂

    1. Alexander Carmele – Ich lese gern, reise viel, laufe Langstrecken, studiere, lerne und bin wissbegierig und interessiert an neuen Erfahrungswelten. Studiert, am Arbeiten, Hobbydenker, Freizeitsportler, offen für moderne Unterhaltung aller Art. Germanistik, Physiker, und blogge herum.
      Alexander Carmele sagt:

      Das freut mich. Helga Schuberts Buch hat einen sehr sanften, subjektiven Zugang, kein Wunder, dass bei dieser Form des Schreibens der Leser/die Leserin besonders stark wählt, wie das Buch kommuniziert. Ich habe es stark als Stundenbuch gelesen. Ich mochte deine Besprechung auch! Viele Grüße!

  3. Danke, Alexander. Das klingt nach sehr interessanter und berührender Lektüre und erinnert mich daran, dass ich „Vom Aufstehen“ von Helga Schubert schon seit längeren ungelesen hier auf meinem Stapel liegen habe. Vielleicht sollte ich das endlich mal in Angriff nehmen. Herzliche Grüße und Feiertagsgrüße aus dem Waschküchen- Niederbayern! Barbara

    1. Alexander Carmele – Ich lese gern, reise viel, laufe Langstrecken, studiere, lerne und bin wissbegierig und interessiert an neuen Erfahrungswelten. Studiert, am Arbeiten, Hobbydenker, Freizeitsportler, offen für moderne Unterhaltung aller Art. Germanistik, Physiker, und blogge herum.
      Alexander Carmele sagt:

      Liebe Barbara, “Vom Aufstehen” hat mir auch sehr gut gefallen. Es liest sich bei weitem klassisch-literarischer. “Der heutige Tag” schlägt sehr private Töne an. Es ist sehr intim, aber auf seine Weise ein toller Beitrag, Lebensrealität zu verstehen und zu kommunizieren. Viele Grüße aus dem superheißschwülen Berlin ins Wachküchendampfige Niederbayern 🙂 Alexander

  4. Das Erschreckende durch Alltäglichkeit, durch Unterwerfung unter das Notwendige, durch Solidarität seines Schreckens beraubt. Das lese ich aus deiner Besprechung, lieber Alexander, und habe den Eindruck, dass es sich um ein ebenso schlichtes wie starkes Buch handelt. Sicher sehr lesenswert.

    1. Alexander Carmele – Ich lese gern, reise viel, laufe Langstrecken, studiere, lerne und bin wissbegierig und interessiert an neuen Erfahrungswelten. Studiert, am Arbeiten, Hobbydenker, Freizeitsportler, offen für moderne Unterhaltung aller Art. Germanistik, Physiker, und blogge herum.
      Alexander Carmele sagt:

      In der Tat, so lässt sich das Buch beschreiben – es beschreibt den Zwiespalt, Treue einem Partner gegenüber aufrechtzuerhalten, der sich gegenüber der Ich-Erzählerin treulos verhält, aber krank und hilfebedürftig ist. Die Kinder kümmern sich nicht um ihren Vater – es sei die Aufgabe seiner Geliebten, der Ich-Erzählerin, und so sieht es auch der Partner selbst. Es sticht sehr tief, das Buch – das Schreiben als eine Form, die Verzweiflung in Trauer umzumünzen, scheint mit jeder Zeile hindurch. Sie versteht plötzlich, dass sie nie eine gleichberechtigte Partnerschaft geführt hat. Es ist hart. Du hast es gut zusammengefasst. Ich brauchte einige Tage, um es zu verarbeiten.

      1. Das kann ich mir vorstellen. Erstaunlich finde ich diese Erkenntnis, die du hier zuletzt benennst. Da stellt sich die Frage, wie viel Solidarität man nach solcher Erkenntnis noch aufbringt.

      2. Alexander Carmele – Ich lese gern, reise viel, laufe Langstrecken, studiere, lerne und bin wissbegierig und interessiert an neuen Erfahrungswelten. Studiert, am Arbeiten, Hobbydenker, Freizeitsportler, offen für moderne Unterhaltung aller Art. Germanistik, Physiker, und blogge herum.
        Alexander Carmele sagt:

        Ich glaube nicht viel – Helga Schubert sucht den Ausweg jedenfalls in einem gütigen Gott, sodass das Entbehren zumindest im Nachhinein ein Sinn bekommt. Nur an manchen Stellen in dem Buch glaubt sie selbst nicht dran. Hier zeigt sich ihre ganze, widerborstige, fröhliche kraftvolle Stärke.

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