Der bekannteste Briefroman in deutscher Sprache ist bislang Johann Wolfgang Goethes Die Leiden des jungen Werthers geblieben. Zu den hervorragenden Eigenschaften dieser Romangattung gehört, die Inszenierung, scheinbar in Echtzeit ablaufende Vorstellung von Authentizität. Das Publikum darf sich angesprochen fühlen. Es ist Teil eines privaten Vorganges, einer intimen Geschichte, die sich vor den eigenen Augen entfaltet. Zumeist, um das Erlebnis zu steigern, wird eine auktoriale, die Schriften herausgebende und kommentierende Stimme zugeschaltet. Diese bestätigt vor allem, dass das, was zu lesen ist, der Wahrheit entspricht und vom Publikum skrupellos verfolgt werden darf. Dieses Stilmittel findet in Juli Zehs und Simon Urbans E-Mail- und Whatsapp-Roman Zwischen Welten keine Anwendung. Das Publikum gehört zu einer Art Nachrichtendienst, der ungefragt die Aufzeichnung zweier Privatmenschen tickerartig aufzeichnet. Der Roman beginnt, indem er mit der Tür ins Haus fällt:
17:22 Uhr, Stefan per E-Mail:
Juli Zeh, Simon Urban aus: “Zwischen Welten”
Hallo Theresa!
Trotz meines WhatsApp-Terrors von heute Morgen keine Nachricht von dir. Das kann man konsequent nennen. Oder sadistisch. Diese Seite an dir ist neu. Aber ich habe ja gestern Abend viel Neues entdeckt. An dir und an mir.
Der Roman lockt direkt mit den Wörtern „Terror“ und „sadistisch“ und verspricht, dass „Neues“ zur Sprache kommen wird. Stefan Jordan und Theresa Kallis, die Konversierenden, kennen sich noch aus der Studentenzeit in Münster. Sie lebten eine Zeitlang gemeinsam in einer Wohnung, ohne sich aber beziehungstechnisch nähergekommen zu sein. Sie teilten das Interesse an Martin Walser, an der Literatur im Allgemeinen, bis Theresa in einer Nacht- und Nebelaktion plötzlich und spurlos aus dem Leben von Stefan verschwand. Etwa zwanzig Jahre später treffen sie sich zufällig in Hamburg an der Außenalster wieder. Nach einem Streit und sehr unversöhnlichem Auseinandergehen versuchen sie nun, einen digitalen Neuanfang:
19:33 Uhr, Stefan per WhatsApp: Von vorn anfangen finde ich super. Ich lege einfach mal los. Name – Stefan Jordan. Alter – 46 Jahre. Beruf – Kulturchef bei der Hamburger Wochenzeitung BOTE. Beziehungsstatus – ledig und Single. Kinder – keine, von denen ich weiß. Tiere – heute einen Kater. Ist das ein Match?
19:43 Uhr, Theresa per WhatsApp: Keine Ahnung, frag den Algorithmus. Ich mach mal weiter. Name: Theresa Kallis. Alter: 43. Beruf: Vorstand der Kuh & Co. Schütte e. G. Glücklich verheiratet, zwei tolle Kinder, Jonas und Phil, acht und zehn.
Der Roman verfolgt ihre Konversation vom 5. Januar bis 4. Oktober 2022. In dieser Zeit passiert viel, und über alles wird intensiv gechattet, geemailt und auch persönlich diskutiert. Die persönlichen Gespräche und Telefonate gehen aber nicht in den Textkorpus ein. Nur das Geschriebene bleibt erhalten und dient als Protokoll und Archiv des Versuches zweier Menschen, die einstige Freundschaft, die in vielen Erinnerungen heraufbeschworen wird, wiederzubeleben oder vielleicht sogar in eine neue alte Liebe zu verwandeln. Der emotionale Schwebezustand dient als Projektionsfläche und auch als loser Erzählverbund, der die vielen sonstigen Diskussionen über jedwede politische Faktenlage, vom Gendern, über den Krieg in der Ukraine zum Klimaschutz und vieles mehr, verknüpft. Zwischen Welten bleibt auf dem ersten Blick also seinem Genre, dem Briefroman, treu. Es geht um Liebe, um das Flirten, das Umwerben eines anderen mit Sprache:
22:04 Uhr, Mercurius [Stefan] per Telegram: Ich liebe es, deine Mails zu lesen. Weißt du das eigentlich? Sie sind wie kleine Geschenke. Öffnen und freuen.
22:10 Uhr, Kuhschwester79 [Theresa] per Telegram: Dito. Ich fühle mich, als wäre ich schon bei dir. Als würden wir bereits zusammen am Küchentisch sitzen.
22:14 Uhr, Mercurius per Telegram: Ich habe einen schönen Küchentisch aus Eiche, von meinem Schreiner Benni um die Ecke. Ich nehme den Platz mit dem Rücken zum Fenster. Dann sitzt du im Licht, und ich kann dich anschauen.
22:20 Uhr, Kuhschwester79 per Telegram: Wollen wir etwas Leckeres trinken? Um ein bisschen zu feiern? Ich finde, darauf hat man immer ein Recht. Europa am Abgrund. Der Diskurs im Eimer. Wir erschaffen uns eine kleine Insel und machen eine Flasche auf.
Anders aber als Cecelia Aherns Für immer vielleicht und Goethes Werther, in welchen weder das Wort „Politik“ noch „Regierung“ nur ein einziges Mal verkommen, wimmelt es in Zehs und Urbans Briefroman nur so von ihnen (insgesamt über 100 Mal auf knapp 448 Seiten). Schließlich diskutiert ein Journalist mit einer landwirtschaftlichen Aktivistin, und das Intime zwischen den beiden, die Annäherung und Überwindung der Angst vor Nähe, das eigentliche Thema typischer Briefromane, treten stets zugunsten ganz allgemeiner Erwägungen und Diskussionen in den Hintergrund. Besonders deutlich wird dies, als sich Theresa und Stefan das romantische Stelldichein in Stefans Wohnung vorstellen. Allein und geschützt, in aller Behaglichkeit und Freiheit malen sie sich gegenseitig die intime, innige Situation aus:
22:37 Uhr, Kuhschwester79 per Telegram: Das klingt fantastisch. Schon der erste Schluck eine Geschmacksexplosion. Die Süße, die leichte Bitterkeit, die Frucht. Und eiskalt an diesem wirklich warmen Sommerabend. So kann man gut denken. Und reden.
22:41 Uhr, Mercurius per Telegram: Darüber, was zu tun ist. Wie man sauber bleibt in einer schmutzigen Welt
22:44 Uhr, Kuhschwester79 per Telegram: Du gehst zum Regal und holst den guten alten Immanuel Kant hervor. Nach welcher Maxime könnte man handeln und zugleich wollen, dass sie ein allgemeines Gesetz wird? Du sitzt am Tisch und liest vor, ein bisschen ulkig, ich muss lachen, von tief innen und wie befreit.
22:48 Uhr, Mercurius per Telegram: Ich lese die Bandwurmsätze über Maximen als Ausdruck des Vernunftstrebens und genieße es, dass du deine Füße auf meinen Schoß legst. Vernunft, Unvernunft, alles ist plötzlich ganz nah beieinander. Ich schaue dich an, während wir diskutieren.
In Zwischen Welten steht und prägt das Allgemeine klar das individuell Besondere und erzeugt einen eigenartigen Widerspruch zum Genre selbst, das das Intime, das Stille, das Geheimnis bevorzugt und das Publikum stillschweigend daran teilhaben lässt. Schließlich reden sehr Vertraute miteinander, die sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des anderen sicher sein können. Gerade diese verlässliche, innige Verbindung der Briefschreibenden gibt dem Roman das Poetische und Befreiende, das auf seine Art vom Allgemeinen geläuterte Besondere, das die eigene, tief empfundene Innenwelt mit der Außenwelt in Verbindung bringt. Nicht ohne Grund geht die Veräußerlichung des Innen mit langen, rhythmischen, ausufernden Sätzen einher, die Theresa und Stefan bei Kant zwar zu lesen vorhaben, sich aber gegenseitig in der direkten Konversation nicht zu widmen vermögen. Ein ganzer Kosmos beginnt in solchen Sätzen zu schwingen, die Poesie der Innerlichkeit, wie beispielsweise im Werther, als dieser von seinen Wanderungen rundum Wahlheim berichtet:
Es ist wunderbar: wie ich hierher kam und vom Hügel in das schöne Tal schaute, wie es mich rings umher anzog. – Dort das Wäldchen! – Ach könntest du dich in seine Schatten mischen! – Dort die Spitze des Berges! – Ach könntest du von da die weite Gegend überschauen! – Die in einander geketteten Hügel und vertraulichen Täler! – O könnte ich mich in ihnen verlieren! – – Ich eilte hin, und kehrte zurück, und hatte nicht gefunden, was ich hoffte. O es ist mit der Ferne wie mit der Zukunft! Ein großes dämmerndes Ganze ruht vor unserer Seele, unsere Empfindung verschwimmt darin wie unser Auge, und wir sehnen uns, ach! unser ganzes Wesen hinzugeben, uns mit aller Wonne eines einzigen, großen, herrlichen Gefühls ausfüllen zu lassen.
Johann Wolfgang Goethe aus: “Die Leiden des jungen Werther” [Link]
Solche ausgreifenden, die Welt umspannenden Abschnitte finden sich in der Konversation von Stefan und Theresa nicht. Hierfür gibt es zu viele politische Streitfragen zu klären. Auch greift das Medium zu kurz. Die Sätze reichen selten über Stichwörter hinaus. Im Hiatus inbegriffen bestätigen sie die Analyse eines Paul Valéry aus dem Jahr 1935, wenn dieser schreibt:
Wir fühlen uns [von der Unordnung] umgeben, im Innen wie im Außen, in unseren täglichen Verrichtungen, in unserem Verhalten, in den Zeitungen, in den Vergnügungen, und selbst in unserem Wissen. Unterbrechung, Inkohärenz, Überraschung gehören nun zu den gewöhnlichen Bedingungen unseres Lebens. Bei vielen Individuen ist geradezu eine Sucht danach entstanden, und sie nähren sich im Geistigen gewissermaßen nur mehr von plötzlichen Abschweifungen und ständig wechselnden Reizen. »Sensationell« und »beeindruckend« charakterisieren als Schlagworte die ganze Epoche.
Paul Valéry aus: “Bilanz der Intelligenz”
Theresa und Stefan sind keine Ausnahme. Sie leben die Inkohärenz, das Unterbrechende, die Überlagerungen der verschiedenen Themen, die sie mit individuellen Befindlichkeiten und Emotionen und Ängsten in Verbindung bringen. Sie streiten mehr, als dass sie sich an den eigenen, intimen Empfindungen teilhaben lassen und verwandeln unter der Hand den Briefroman, als Typus der Romanze, in einen Dialog über die Gegenwart, also in ein Theaterstück, ein Sprechstück, das kein Blatt vor den Mund nimmt und naturalistischem Dadaismus das Wort redet und im Grunde nichts als Trümmer und Verstümmelungen hinterlässt:
04:05 Uhr, Theresa per WhatsApp: Ich habe kein Problem damit, wenn ihr alten weißen Penisse euch gegenseitig an den Pranger stellt. Früher habt ihr euch mit Peitschen den Rücken gegeißelt – auch okay. Aber lasst bitte die Vernunft in Ruhe!
09:30 Uhr, Stefan per WhatsApp: In Sachen Vernunft hast du keine Expertise. Du klammerst dich an einen Milchhof, der ohne Ende CO2 produziert und so gut wie pleite ist!
12:02 Uhr, Theresa per WhatsApp: Ah guck, da kommt das Stefan-Arschloch wieder raus. Wenn jemand anderer Meinung ist, gleich mal draufdreschen. Am besten direkt persönlich werden. Das hast du mit deinem Hennen-Helden gemeinsam.
Über weite Passagen handelt Zwischen Welten von einem reinen Schlagabtausch, der die gesamte Palette des öffentlichen Diskurses in die intimsten Bereiche der beiden Figuren hineinreichen lässt. Alles, was sich in den Nachrichtenarchiven befindet, kommt auf diese oder jene Weise zur Sprache, und zwar als Streit und nicht als Verständigung oder gar Austausch, denn Theresa, die Bodenständige, und Stefan, der Woke, geraten bei allen Fragen, wie das obige Zitat zeigt, schnell aneinander. In allen aktuellen Fragen beziehen sie standardmäßig Gegenpositionen. Beide betreiben aus je ihrer Sicht eine Der Widerspenstigen Zähmung, und beide, wie der Text schnell klarwerden lässt, unterliegen derselben Versuchung. Sie werden durch Lob und Preis für eine Sache eingenommen, nur um dann umso schneller im Räderwerk der Eitelkeiten zerrieben zu werden. Am Ende ist dann auch Stefan schlauer und resümiert in einer unbeantwortet bleibende E-Mail an Theresa:
Weißt du, wo ich gerade sitze? Wenn du diese Mail lesen würdest, könntest du es dir vielleicht denken. Ich sitze mit meinem Notebook dort, wo wir uns beschimpft, geschlagen und geküsst haben. Das Wasser der Außenalster ist grau wie der Himmel, als würde die Natur schon einmal für den Winter üben. Bald ist es Herbst, dann Winter, so wie es immer Winter wird, als wäre nichts passiert. Als wäre niemals irgendetwas passiert. Als gäbe es keine Zeit. Ich merke, wie ich diese Illusion genieße. Sie lindert den Schmerz für einen kleinen Moment. Wir haben beide gekämpft und verloren, Theresa – jeder auf seine Weise.
Unentschieden pendelt Zwischen Welten zwischen den Formaten Theaterstück und Briefroman, wie auch zwischen Agit-Prop und Liebesgeschichte, zwischen Journalismus und Fiktion. Beinahe alles bleibt in einer eigenartigen schwebenden Zwischenposition. Dies fängt bereits mit dem Buchcover an, wenn ein Text aus der Feder zweier Personen stammt, ohne dass textimmanent erkenntlich werden könnte, wer was von den beiden geschrieben hat. Auch der Wirklichkeitsbezug selbst erscheint gebrochen. Die Ukraine, Hamburg und Martin Walser gibt es auch außerhalb des Textes, aber nicht die Musikerin „Ashley Sucks“, den Kölner Schriftsteller „Gregor Vassiler“ oder die Wochenzeitung „Bote“. Zwar lässt sich der Roman leicht als Schlüsseltext lesen, aber der Wirklichkeitsbezug bleibt dennoch willkürlich, die Selektion beliebig und die Romanwelt durch und durch abstrakt.
Zwischen Welten gibt sich schnell aufgrund seiner didaktischen Konstruiertheit als Lehrstück zu erkennen. Der Text hat gar kein wirkliches Interesse an Theresas und Stefans Welt, Ängsten, Illusionen und Träumen. Sie dienen als Marionetten, um bestimmte Eigenschaften in der Gegenwart zu brandmarken, und werden offenkundig von der Autorenposition vorgeführt und mit Kakao überzogen, indem sie in für alle ersichtliche Fallen tappen und jedweder Mode und Manipulation unterliegen. Der Roman nähert sich dem epischen Theater eines Bertolt Brechts oder dem absurden eines Eugène Ionescos an, ohne aber Ruhe in dem humorvoll eingenommenen Abstand zu finden. Insbesondere Die Nashörner stehen Pate für das, was Theresa, die alles vereinfacht, und Stefan, der alles kompliziert, passiert, die Rhinozeritis:
Behringer: Wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie für das moralische Gesetz das Gesetz des Dschungels einführen?
Eugène Ionescu aus: “Die Nashörner”
Hans: Ich kann darin leben. Ich kann darin leben.
Behringer: Das sagt sich so einfach. Aber niemand im Grunde …
Hans: Man muss die Grundlagen unseres Lebens erneuern. Man muss zur ursprünglichen Einheit zurückkehren.
Behringer: Ich bin ganz und gar nicht einverstanden mit Ihnen.
Hans: Ich will atmen.
Behringer: Überlegen Sie, schauen Sie. Sie sind sich doch klar darüber, dass wir eine Philosophie haben, die die Tiere nicht haben. Ein Gebäude von unvertauschbaren Werten. Jahrhunderte menschlicher Zivilisation haben es erbaut.
Hans: Brrrrrrrrr …
Hans, aka Theresa, und Behringer, aka Stefan, können nicht zueinander finden. Wer wann zum Nashorn wird, darin besteht irgendwann die einzige Frage. In Zwischen Welten gerät die Frage der Rhinozerosität zur expliziten, wann wer wieviel Gewalt anwendet, um seine Werte und Interessen durchzusetzen. Zeh und Urban ziehen dystopische Konsequenzen und lassen auf diese Weise ihren Roman zu einer Warnung werden. Beide Seiten verlieren, wenn die eingeschliffenen Kommunikationsbahnen nicht verlassen werden. Die Konsequenz lautet in Stefans und Theresas Worten:
Stell dir vor, es ist Shitstorm und keiner macht mit. Anders gesagt: Wenn öffentliche Kommunikation der Treibstoff der Polarisierung ist, wird man die fortschreitende Polarisierung nicht mit öffentlicher Kommunikation stoppen können.
Zwischen Welten thematisiert konsequent den Gesprächsabbruch, ohne diesen jedoch literarisch zu gestalten. Ein loser Verbund von Worten und Begriffen rauscht über die Seiten einher und vermittelt auf poetische Weise die Verlorenheit und Überforderung der Figuren, die weder zu sich noch zu anderen finden, die den einfachsten rhetorischen Kniffen erliegen und sich instrumentalisieren lassen. Ionescus Die Nashörner meint, dass der Journalismus nicht davor bewahrt, zum Nashorn zu werden, vielmehr wird in seinem Drama der Journalist Ochs als einer der ersten zu einem. Zeh und Urban vertreten eine ähnliche Meinung. Nur fehlt in ihrem Drama Ionescus Behringer, der sich gegen die Verantwortungslosigkeit stemmt und der Versuchung bis zum Ende widersteht, mit den Nashörnern um die Häuser zu ziehen und die Stadt in Schutt und Asche zu legen.
Zwischen Welten gerät so zu einem tiefschwarzen Kommentar auf die strukturelle Lage der öffentlichen Kommunikation, wie ihn auch Jürgen Habermas teilt, ohne die literarische, sprachliche, imaginative Kraft aufzubringen, neue Möglichkeiten aufzeigen, der Überforderung also Einhalt zu gebieten. Die Flucht ins horizonterweiternde Genre ‘Roman’ gelang den beiden jedenfalls nicht.
Weitere Besprechungen gibt es unter:
literaturleuchtet
kuhlebuecher
Eine Kurzbesprechung von mir findet sich hier.
Je mehr ich über dieses Buch lese, desto weniger Lust habe ich, es zu lesen …
Das ist nicht meine Intention gewesen, dennoch erscheint mir das Buch mehr als eine Art Glosse oder langgewordener Kommentar zum gegenwärtigen Stand der Diskussionskultur, denn eine fiktionale Ausgestaltung des Erlebens und Empfindens seiner Figuren. Ich lese “Die Nashörner” jedenfalls mit mehr Gewinn und Freude an der Sprache. Viele Grüße und einen schönen Sonntag!
Ich habe bislang wenig Positives zu dem Roman gelesen und werde ihn bestimmt nicht lesen. Spannend finde ich aber immer wieder, wie zuerst hochgejubelte Schriftsteller mit den Büchern nachlassen. Und ich frage mich ab und zu, wieso das so ist. Es fiel mir in der letzten Zeit bei einigen auf. Und doch zieht der Name halt, sie kriegen das Buch und verkaufen es auch, weil es wohl vielen geht wie mir: Man hofft auf einen weiteren Lesegenuss, denkt einen sicheren Wert hinter dem Namen.
Zeh ist eine Marke, das stimmt, und auf ihre Weise schreibst sie wirklich teilweise sehr überraschend einfallsreiche Prosa. Aber sie schreibt sehr viel und über viele Dinge, die sie nicht unbedingt aus eigener Erfahrung kennt (“Schilf), was einen faden Beigeschmack hinterlässt. Dass das Buch nicht viel Positives abbekommt, halt wohl mit dem sehr Journalismus-kritischen Unterton zu tun, und auch damit, dass es sich zwischen alle Stühle setzt. Von der Seite betrachtet erscheint es mir als außergewöhnlich, aber unliterarisch gesehen. Viele Grüße und Danke für den Kommentar!!
Deine Buchbesprechung ist eine spannende Kurzfassung des Romans. Toll, nun muß ich das Original nicht mehr lesen, eher nochmal Ionescus Nashörner 😇
Herzliche Sonntagsgrüße vom Lu
Ionescu, ja auf jeden Fall. Ich bin dankbar, dass Zeh/Urban mir den Anlass gegeben haben, es wieder zu lesen, und ich fand es einfach nur gut! “Zwischen Welten” schwimmt halt so auf einer Welle. Herzliche Sonntagsgrüße zurück und Danke fürs Lesen 🙂 und Kommentieren!
Stimmt, “zwischen Welten” schwimmt auf einer Welle, so wie damals “gut gegen Nordwind” …
VG vom Lu
Das Buch steht bei mir als nächstes an. Deine Rezi habe ich deshalb bewusst nicht gelesen, werde ich aber hinterher nachholen. Bin schon sehr gespannt. Bis jetzt habe ich von der Autorin nur “Leere Herzen” gelesen und damit hat Juli Zeh mich damals nicht überzeugt!
Ich habe damals “Die Stille ist ein Geräusch” gelesen und war begeistert. Das ist nun über 20 Jahre her. “Über Menschen” fand ich literarisch äußerst gelungen, aber emotional eine wirkliche Berg- und Talfahrt. Ich bin sehr gespannt auf deine Eindrücke, will aber betonen, dass ich nur in den seltensten Fällen Spoiler einbaue, dennoch verstehe ich, dass das eigene Lesen weitestgehend unbescholten vor sich gehen möchte 🙂 Viele Grüße und Danke fürs Vorbeischauen!!
Ich befürchte auch, dass ich dieses Buch nicht lesen werde. Die Schablonenhaftigkeit der Protagonisten hat mir beim Lesen ihrer letzten beiden Romane leider jede Leselust genommen. Es bleibt für mich plakativ und an der Oberfläche und irgendwie auch immer gleich.